Zeit für Zahlen Deutschlands Müll-Dilemma

Hunderttausende Tonnen Kunststoff landen jedes Jahr in der Müllverbrennung statt im Recycling. Welche Rolle spielen dabei Fehlwürfe, Verpackungsdesign und die Einhaltung der Abfallgesetze? Wir analysieren aktuelle Studien zur Abfalltrennung und zeigen entscheidende Stellschrauben, um die Kreislaufwirtschaft anzukurbeln.

Restmüll, Gelber Sack, Papiertonne oder Biomüll – viele Bürger*innen scheinen vor dem Wirrwarr der Abfalltrennung zu kapitulieren. Das könnte auch erklären, warum laut einer Studie des Umweltbundesamtes (UBA) jedes Jahr ganze 700.000 Tonnen wertvoller Kunststoffe einfach im Restmüll landen, statt hochwertig recycelt zu werden.

Dabei sind viele Deutsche durchaus motiviert, ihren Müll richtig zu trennen. Das zeigt eine Studie der Universität Hohenheim. Warum es trotzdem oft nicht klappt? Weil die Verbraucher*innen häufig nicht wissen, welcher Abfall in welche Tonne gehört. Besonders Verbundverpackungen aus verschiedenen Materialien bringen viele zum Verzweifeln. 

Das bestätigt auch eine Umfrage des Recyclingunternehmens Alba: Jeder Vierte findet die Mülltrennung zu kompliziert. In kleinen Stadtwohnungen fehlt zudem oft der Platz für mehrere Tonnen – laut Alba können 22 Prozent der Befragten allein deshalb ihren Müll nicht richtig trennen. Viele Verbraucher*innen wünschen sich deswegen mehr Aufklärung über Mülltrennung und Recycling – am besten über Social Media oder sogar schon als Unterrichtsfach in der Schule.

Besseres Verpackungsdesign und Einhaltung der Abfallgesetze

Doch nicht nur die Verbraucher*innen sind gefragt, wenn es um das Thema Kunststoffrecycling geht. Eine weitere UBA-Untersuchung vom März 2024 nimmt auch die Industrie in die Pflicht. Die Studie formuliert klare Handlungsempfehlungen für Kunststoffhersteller und -verarbeiter. Ein wesentlicher Hebel: Design for Recycling. Monomaterialien, durchdachte Verpackungsdesigns und der Verzicht auf Farben oder Klebstoffe erleichtern das Recycling der Verpackungen und verbessern zudem die Qualität der Rezyklate. 

Darüber hinaus gibt es eine weitere Stellschraube, mit der das Recycling verbessert werden kann: Die Einhaltung bestehender Abfallgesetze. Eine Forschungsarbeit des Öko-Instituts rechnet vor, dass diese einfache Maßnahme die Menge des verbrannten Abfalls um gut 20 Prozent reduzieren könnte. Rund 250.000 Tonnen Verpackungsabfälle würden so für das Recycling gerettet werden. Zusätzliche Maßnahmen könnten sogar bis zu 1,5 Millionen Tonnen Recyclingmaterial vor der Müllverbrennung bewahren.

Alle an einem Strang für die Kreislaufwirtschaft

Fazit: Um Altkunststoffe vor der Verbrennung zu retten und als wertvolle Ressource zu nutzen, ist es wichtig, gemeinsam an einer besseren Abfalltrennung und dem Ausbau des Recyclings zu arbeiten. Dazu ist insbesondere die Verpackungsindustrie gefordert, konsequent auf recyclingfähige Lösungen zu setzen – und gleichzeitig transparent zu informieren. 

Verbraucher*innen können dieses Wissen nutzen, um ihre Mülltrennung noch effektiver zu gestalten. Darüber hinaus muss die Politik verlässliche Rahmenbedingungen für die Abfallwirtschaft schaffen und für die Einhaltung der Gesetze sorgen. Nur wenn alle ihren Beitrag leisten, kann die Kreislaufwirtschaft gelingen.

Zeit für Zahlen: Aktuelle Umweltstudien im Check

In unserem Check nehmen wir regelmäßig die neuesten Forschungsergebnisse zu Recycling, Kreislaufwirtschaft und Umweltschutz unter die Lupe. Ihr wollt mehr zum Thema Mülltrennung und Kreislaufwirtschaft erfahren? Hier findet ihr alle Studien aus diesem Artikel:

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