Recy & Chemy Die Hölle des „chemischen Recyclings”

In „Bottletalk“ berichtet die mitgenommene Duschgelflasche Chemy von den furchtbaren Erlebnissen, die ihr beim sogenannten „chemischen Recycling“ widerfahren sind. Seine Gesprächspartnerin Recy, ebenfalls eine Duschgelflasche, kann über die grausigen Schilderungen nur staunen. Sie selbst wurde schon oft mechanisch recycelt und freut sich bereits aufs nächste Mal.

“Chemisches Recycling” ist leider real

Trotz der niedlichen Darstellung thematisiert unsere Geschichte eine sehr hässliche Wahrheit: Tatsächlich versuchen Chemie- und Ölkonzerne sowie Teile der Verpackungsindustrie derzeit intensiv, Altplastik durch chemisches Verfahren in Öl zurückzuverwandeln und dieses Pseudo-Recycling als die Zukunft der Plastikverwertung zu vermarkten. Umweltbehörden und NGOs halten davon allerdings rein gar nichts. Denn beim chemischen “Recycling” wird Altplastik durch große Hitze und Chemikalien in Öl zurückverwandelt. Dadurch entstehen giftige Nebenprodukte und Emissionen.

Unter anderem auch der NABU, die Deutsche Umwelthilfe, das Umweltbundesamt (UBA) und das Bundesumweltministerium kritisieren den massiven, umweltschädlichen Energieverbrauch des eingesetzten Pyrolyse-Verfahrens. Das Bundesumweltministerium akzeptiert Chemie-Verfahren gar nicht erst nicht als echtes Recycling, weil das ursprüngliche Plastik vernichtet wird – anders als beim umweltschonenden mechanischen Recycling.

Mechanisches Recycling ist “ökologisch vorteilhafter”

Auch das UBA rät in einem Hintergrundpapier aus dem Jahr 2019 unmissverständlich von chemischer Verwertung ab:

Die eingesetzten Technologien seien unausgereift, der Umweltnutzen wegen des hohen Energieverbrauchs und der gefährlichen Schadstoffe mehr als zweifelhaft. Daher empfehlen Deutschlands oberste Umweltbehörde und viele andere Expert*innen lieber echte Kreislaufwirtschaft mit millionenfach in der Praxis bewährten mechanischem Recycling.

„Eine Umleitung von Stoffströmen, die bislang im werkstofflichen Recycling verwertet werden, hin zum chemischen Recycling sollte vermieden werden, da zum jetzigen Zeitpunkt davon auszugehen ist, dass die technisch weit weniger aufwendigen werkstofflichen Verfahren ökologisch vorteilhafter sind“, erklärt das UBA.

Wir können etwas tun

Aber lässt sich Kunststoff überhaupt effizient und dauerhaft im geschlossenen Kreislauf führen? Ja! Durch kluges Verpackungsdesign lassen sich die aktuell noch zu niedrigen Recyclingquoten deutlich erhöhen. So kriegen wir das Problem mit dem Plastikmüll in den Griff.

Leider sind recyclingfreundliche Verpackungen immer noch nicht gesetzlich vorgeschrieben. Bis es soweit ist, müssen wir Herstellern und Händlern mit jeder Kaufentscheidung klar machen, worauf es uns bei Plastikverpackungen ankommt. Dafür hier eine kleine Checkliste, woran sich recyclingfreundliche Verpackungen erkennen lassen:

  • Gute Trennbarkeit aller Komponenten
  • Verwendung heller Farben oder transparenter Kunststoffe
  • Monomaterial statt Materialmix
  • Leicht ablösbare Etiketten
  • Leicht entfernbare Verschlüsse