Diverse Studien belegen: Viele Unternehmen werben mit Umweltschutz, halten ihre Versprechen aber nicht ein. Das enttäuscht Verbraucher*innen und schadet sogar dem Geschäft. Wir zeigen, worauf man bei Öko-Werbung achten sollte. Mehr
Bioplastik liegt schwer im Trend. Vom Kaffeebecher für unterwegs bis zur Plastiktüte im Supermarkt soll heute alles aus Biokunststoff sein. Wie groß die Nachfrage nach dem vermeintlich umweltverträglichen Plastik ist, zeigen aktuelle Produktionszahlen.
Woher kommt das ganze Bioplastik?
Noch vor wenigen Jahren spielte Bioplastik kaum eine Rolle, doch bereits 2018 wurden weltweit 2,11 Millionen Tonnen davon produziert. Der überwiegende Teil wird für die Herstellung von Verpackungen und Plastiktüten genutzt. Über die Hälfte stammt aus Asien, auf den Plätzen zwei und drei liegen Europa und Nordamerika. Eine besondere Rolle kommt Südamerika zu. Obwohl hier verhältnismäßig wenig Bioplastik produziert wird, stammt der Großteil der Rohstoffe für biobasiertes Plastik von dort. Dabei handelt es sich vor allem um Zuckerrohr, das in riesigen Mengen in Brasilien angebaut wird. Zum Teil unter katastrophalen Bedingungen für Mensch und Natur.
Herstellung und Nutzung von »BIO«-Plastik
Der Großteil des Bioplastiks stammt aus Asien. Dann folgen Europa und die USA.
Es gibt zwei Arten von Bioplastik – biobasiertes und biologisch abbaubares.
Ersteres wird aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais oder Zuckerrohr gewonnen. Das heißt aber nicht automatisch, dass es auch in der Umwelt abgebaut werden kann. Im Gegenteil: Die meisten biobasierten Plastikverpackungen sind genauso wenig abbaubar wie ihre Pendants aus konventionellem Kunststoff. Hinzu kommt, dass schon die Herstellung von biobasiertem Plastik die Umwelt schwer belastet: Für den Pflanzenanbau braucht man riesige Monokulturen, in denen Pestizide und schädlicher Dünger zum Einsatz kommen. Boden, Wasser und Luft werden dabei so verschmutzt, dass Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum verlieren.
Biologisch abbaubares Plastik soll sich nach der Verwendung vollständig zersetzen. Klingt spitze, funktioniert aber nur in der Theorie. Wenn überhaupt, zerfallen bioabbaubare Kunststoffe nur in industriellen Kompostieranlagen, wo hohe Temperaturen und extreme Feuchtigkeit herrschen. Aber soweit kommt es in der Regel gar nicht: Die meisten Kompostieranlagen sind nicht für bioabbaubare Verpackungen ausgelegt und sortieren sie als Störstoffe aus. Denn selbst unter idealen Bedingungen dauert die Zersetzung Wochen und Monate – viel länger, als in gewöhnlichen Anlagen kompostiert wird.
Auf dem heimischen Gartenkompost oder gar in der freien Natur zerfallen die Bioabbaubaren noch viel langsamer, kaum schneller als normales Plastik. Auch für das Recycling ist abbaubares Plastik völlig ungeeignet. Es lässt sich nicht zusammen mit normalem Kunststoff aufbereiten und stört die Sortierprozesse.
Herstellung und Abbau von PLA (Polyactic ACID / Polymilchsäure)
Polymilchsäure (PLA) ist einer der bekanntesten Vertreter von biobasiertem Kunststoff.
Für den Umweltschutz auf Bioplastik zu setzen, ist offensichtlich nicht der richtige Weg. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten daher bewusst einkaufen und Bio-Behauptungen grundsätzlich hinterfragen.
Für Umwelt und Klima erreichen wir deutlich mehr, wenn wir Produkte mit plastikreduzierten Verpackungen aus recyceltem Material kaufen, auf die Recyclingfähigkeit von Plastikverpackungen achten und durch richtiges Mülltrennen ein funktionierendes Recyclingsystem ermöglichen.