Viele Unternehmen engagieren sich für Aufforstung. Sie kaufen CO2-Zertifikate, um ihre Produkte als klimaschonend vermarkten zu können. Doch reicht das, um die eigenen Treibhausgase zu kompensieren?
Bäume pflanzen für den Klimaschutz? Um ihre Produkte als klimaschonend anpreisen zu können, setzen viele Unternehmen derzeit auf Kompensation durch Aufforstungsprojekte.
Im Detail funktioniert das so: Zunächst lassen die Firmen errechnen, wie viel CO2 sie aktuell ausstoßen. Die ermittelte Menge legt fest, wie viele Bäume nötig sind, um das emittierte CO2 während der Wachstumsphase zu absorbieren. Anschließend kaufen die Firmen Klimazertifikate und lassen für das gezahlte Geld die entsprechende Anzahl Bäume pflanzen. Auf dem Papier kompensieren sie damit ihren kompletten Klimafußabdruck, ohne ihren CO2-Ausstoß senken zu müssen.
Wie viel CO2 können Bäume kompensieren?
Um signifikante Mengen Kohlendioxid aufzunehmen, brauchen Bäume viele Jahre. Darüber hinaus hängt die Menge des gespeicherten CO2 von der Art des Baumes, seiner Größe, den Temperatur- und Niederschlagsmengen ab. Eine pauschale Aussage darüber, wie viel Klimagas ein Baum speichern kann, ist also schwierig.
Ein weiteres Problem: Wenn ein Baum gefällt wird oder einem Waldbrand zum Opfer fällt, setzt er das gespeicherte CO2 wieder frei. Die Einsparung ist damit hinfällig – angepasst werden die Zertifikate aber in der Regel nicht. Zudem finden Aufforstungsprojekte oft in Ländern statt, die selbst etwas fürs Klima tun müssen und daher Bäume pflanzen. So kommt es vor, dass Kompensationen manchmal einfach doppelt angerechnet werden – sowohl für die Bilanz des Landes als auch für die des zahlenden Unternehmens.
Tragen Klimaneutral-Zertifikate ernsthaft zur Aufforstung bei?
Häufig erhalten Unternehmen ihre Klimazertifikate durch Kompensationsagenturen. Doch die Geschäftsmodelle dieser Beratungsfirmen wecken ernste Zweifel an ihrer Motivation für den Klimaschutz. Denn: Je mehr Zertifikate sie verkaufen, desto mehr Geld verdienen sie. Entsprechend gering dürfte ihr Interesse sein, dass ihre Kunden den eigenen CO2-Ausstoß langfristig senken.
Problematisch ist auch, dass manche Kompensationsanbieter mit Billigpreisen werben. Setzlinge sind dann oft schon für einen Euro pro Stück zu haben. Aber was die Unternehmen dabei sparen, kommt das Klima teuer zu stehen. Immer wieder werden Fälle bekannt, bei denen versprochene Bäume nie gepflanzt wurden oder wegen mangelnder Pflege das erste Jahr nicht überlebt haben.
Macht Aufforstung dann überhaupt Sinn?
Um mit Aufforstung wirklich etwas fürs Klima zu tun, gilt es, die Setzlinge nicht nur anzupflanzen, sondern sie auch tatsächlich großzuziehen. Deshalb arbeitet unser Gründungsunternehmen Werner & Mertz mit der NGO Borneo Orangutan Survival (BOS) zusammen. Bei ihrem Aufforstungsprojekt bindet BOS die lokale Bevölkerung ein, um die Setzlinge zu bewässern und vor Schädlingen zu schützen. So schaffen es 90 Prozent zum ausgewachsenen Baum.
Unser Fazit: Aufforstung ist richtig und wichtig, denn intakte Wälder sind für die Gesundheit unseres Planeten unentbehrlich. Entsprechende Projekte sollten einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, der die Biodiversität des Waldes fördert und zu einem stabilen Ökosystem beiträgt. Wollen Unternehmen das Klima schützen, sollten sie damit beginnen, ihren aktuellen CO2-Ausstoß so weit wie möglich zu drosseln. Kompensiert werden sollte nur, was gar nicht vermieden werden kann.
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