Auch im Recyclingland Deutschland werden noch immer große Mengen Müll verbrannt. Eine Studie des Deutschen Naturschutzbundes (NABU) zeigt, dass allein die Einhaltung geltender Gesetze die verbrannte Müllmenge um 20 Prozent reduzieren könnte. Mit zusätzlichen Maßnahmen wäre sogar deutlich mehr möglich.
Müllverbrennung ist für Menschen eine ebenso große Gefahr wie für die Natur. Wird Abfall in industriellen Feuerungsanlagen verbrannt, setzt er Kohlenmonoxid, Stickstoffoxid, Feinstaub, Dioxine und Furane frei. Substanzen also, die Atemwegserkrankungen, Nervenleiden, Geburtsdefekte und Krebs verursachen können. Die Asche des verbrannten Mülls ist so giftig, dass Menschen sie nicht berühren dürfen. Um das zu verhindern, lagert man die Verbrennungsreste in Salzbergwerken ein. Gelangen sie versehentlich in die Umwelt, vergiften sie Böden und Gewässer.
Trotz allem ist Müllverbrennung auch im recyclingfreundlichen Deutschland noch immer total üblich. Insgesamt landen derzeit jährlich rund 26 Millionen Tonnen in Müllverbrennungsanlagen und Ersatzbrennstoff-Kraftwerken, weit mehr als die Hälfte des gesamten deutschen Haushaltsmülls. Und das, obwohl Verbrennung erst an vierter Stelle der gesetzlichen Abfallhierarchie steht. Vermeidung, Wiederverwertung und Recycling sind der sogenannten energetischen Verwertung offiziell vorzuziehen.
Eine Trendwende scheint dennoch nicht in Sicht. Im Gegenteil, die Gesamtkapazität deutscher Verbrennungsanlagen nimmt kontinuierlich zu. In den letzten zehn Jahren stieg sie von 20,8 Millionen Tonnen auf 26,5 Millionen Tonnen.
Müllverbrennungsanlage:
Der Großteil des Haushaltsmülls (Restmüll, Biomüll, etc.) wandert direkt in die klassische Müllverbrennungsanlage. Von den insgesamt 26 Millionen verbrannten Tonnen Abfall gehen allein 21 Millionen in einer der 66 deutschen Müllverbrennungsanlagen in Flammen auf. Die Anlagen sind meistens in kommunaler Hand und erzeugen Strom und Fernwärme.
Kraftwerke für Ersatzbrennstoffe:
Neben den normalen Müllverbrennungsanlagen gibt es in Deutschland 32 Kraftwerke für Ersatzbrennstoffe (EBS), in denen pro Jahr etwa sechs Millionen Tonnen Müll verbrannt werden, bevorzugt geschredderte Autoreifen und Sortierreste aus dem Kunststoffrecycling. Letztere belaufen sich auf 3,5 Millionen Tonnen, da bislang nur gut die Hälfte des Verpackungsmülls aus dem Gelben Sack sinnvoll wiederverwertet werden kann. Denn leider halten sich viele Hersteller noch nicht an das ‘Design for Recycling’. Dieser Rest wird aussortiert und als EBS verbrannt.
Industriekraftwerke:
Abfälle werden außerdem in Zement- und Kalkwerken sowie in Kohle- und Industriekraftwerken verbrannt, wo sie als günstige Alternative zu fossilen Brennstoffen dienen. Deutsche Zementwerke verbrennen derzeit jährlich rund 3,6 Millionen Tonnen Abfall. Hinzu kommen 17 Braun- und Steinkohlekraftwerke, die im Jahr gut 800.000 Tonnen als Zusatzbrennstoff verheizen. Damit schöpfen die Kohlekraftwerke ihre Möglichkeiten aber noch lange nicht aus: Laut Genehmigung dürften sie 3,3 Millionen Tonnen im Jahr verfeuern.
Dass zu viel Müll verbrannt wird und dabei sehr viel wertvolles Material verloren geht, offenbart eine Studie des Öko-Instituts im Auftrag des Deutschen Naturschutzbundes (NABU). Laut der Untersuchung ließe sich die verbrannte Müllmenge um rund 20 Prozent (also rund 5 Millionen Tonnen pro Jahr) senken, und zwar durch ein einfaches Mittel: die konsequente Umsetzung bereits geltender Abfallgesetze.
Ab 2022 müssen beispielsweise laut Verpackungsgesetz 63 Prozent aller Kunststoffverpackungen recycelt werden. Werden diese Vorgaben eingehalten, können 250.000 Tonnen Verpackungsmüll ein zweites Leben als Recyclingmaterial führen. „In Deutschland haben wir ein riesiges ungenutztes Recyclingpotenzial, das wir ohne gravierende Gesetzesänderungen heben könnten“, meint NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
Das ehrgeizigste Szenario der NABU-Studie geht sogar davon aus, dass sich die Menge verbrannter Abfälle noch wesentlich weiter senken lässt. Zusätzliche Maßnahmen wie verbessertes Sperrmüll-Recycling, eine flächendeckende Wertstofftonne, ein mengenbasiertes Gebührensystem und reduzierte Importe für Müll aus dem Ausland könnten zusammen mit rigoroser Müllvermeidung dafür sorgen, dass die Gesamtmenge des verbrannten Abfalls um neun Millionen Tonnen sinkt. Allein für den Verpackungsmüll bedeutet das 1,5 Millionen Tonnen, die zusätzlich recycelt werden könnten.
Die Studie zeigt deutlich, dass Müllverbrennung kein Zukunftsmodell für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft ist. Denn nur wenn es gelingt, Material in einem geschlossenen Wertstoffkreislauf zu halten und immer wieder neue, hochwertige Produkte daraus zu fertigen, wird die Umwelt nachhaltig entlastet.
Dass die Voraussetzungen dafür längst vorhanden sind, demonstriert unser Gründungsunternehmen Werner & Mertz. Mit modernsten Technologien stellt der Mainzer Öko-Pionier seit Jahren die Reinigerflaschen der Marke Frosch komplett aus recyceltem PET oder HDPE her. Einige der Flaschen werden sogar bereits zu 100 Prozent mit recyceltem Altplastik aus dem Gelben Sack hergestellt. Weniger Müllverbrennung und mehr wiederverwertbares Material bieten solchen Unternehmen die Chance, der Umwelt durch immer effizienteres Recycling zu entlasten.
Viele recycelbare Verpackungen gehen ins Feuer, weil sie nicht korrekt entsorgt wurden. Statt sie wie vorgesehen in den Gelben Sack zu werfen, stopfen viele Verbraucherinnen und Verbraucher Folien, Schachteln und Flaschen einfach in den Restmüll.
Der Weg in die Verbrennungsanlage ist damit vorprogrammiert. Um möglichst viel verwertbares Material im Kreislauf zu halten, sollten wir deshalb gezielt darauf achten, all unsere Plastikverpackungen über die Wertstoffsammlung zu entsorgen.