Recyclingsysteme in Europa So recycelt Europa - Recyclingsysteme im Überblick

Was macht eigentlich Frankreich mit seinen Plastikverpackungen? Und hat Österreich einen Gelben Sack? Wir stellen euch die verschiedenen Recyclingsysteme in Europa vor.

Was wird recycelt?
Dänemark ist einer der größten Müllproduzenten der EU. 2020 kamen laut Eurostat 845 Kilogramm Siedlungsabfälle pro Person zusammen. Zum Vergleich: In Deutschland waren es 554 Kilogramm. Wenigstens trennen die Dänen fleißig: Es gibt verschiedene Tonnen für Kunststoff, Papier und Pappe, Konservendosen und Glas – in den Haushalten und im öffentlichen Raum.

Was ist mit Leichtverpackungen?
2020 verwertete Dänemark 22,9 Prozent seiner Kunststoffverpackungen, das ist etwa die Hälfte der Verpackungen, die in Deutschland verwertet werden. Dänemark betreibt zudem ein Pfandsystem für Getränkeflaschen, ähnlich wie bei uns. Darüber hinaus gibt es in Dänemark eine Sonderverbrauchssteuer auf Getränkeverpackungen, die nicht vom Pfandsystem erfasst werden, sowie auf Kunststoff- und Papiertragetaschen.

Wo gibt es noch Verbesserungspotenzial?
Dänemark erfüllte die Richtlinien der EU-Verpackungsverordnung bereits vor deren Einführung – und musste deshalb seine Gesetze nicht ändern. Allerdings verbrennt das Land derzeit noch einen Großteil seines Abfalls. Als Gegenmaßnahme schließt es Müllverbrennungsanlagen und setzt stärker auf Recycling.

Was wird recycelt?
In Italien gibt es keine allgemeinen Regelungen für die Sammlung von Siedlungsabfällen. In vielen Gemeinden sind die Einwohner angehalten, ihn in Containern zu entsorgen, die auf der Straße bereitstehen. Andernorts wird der Hausmüll in getrennten Säcken abgeholt. Unterschieden wird dabei meist in Biomüll, Glas, Papier, Kunststoff, Metall und Restmüll – dennoch liegt die Mülltrennung in Italien bei unter 50 Prozent.

Was ist mit Leichtverpackungen?
Verpackungshersteller sind verpflichtet, dem kollektiven System für die Bewirtschaftung von Verpackungen und Verpackungsabfällen (CONAI) beizutreten. Je nach Materialart der Verpackungen müssen sie unterschiedliche Beiträge entrichten. Für Plastik fallen zwischen 104 und 642 Euro pro Tonne an. Die Recyclingquote für Kunststoffverpackungen lag 2020 bei 44,7 Prozent – fast 10 Prozent mehr als noch vor 10 Jahren.

Wo gibt es noch Verbesserungspotenzial?
In Italien landet fast die Hälfte aller Siedlungsabfälle auf Deponien oder wird ins Ausland gekarrt und dort verbrannt. Einheitliche Regelungen für die Sammlung und Sortierung von Verpackungen würden die Situation enorm verbessern.

Was wird recycelt?
Die Recyclingquote der estländischen Siedlungsabfälle lag 2020 unter der EU-Recyclingvorgabe von 50 Prozent. Estland deponiert vergleichsweise viel Abfall: 2021 waren es fast 20 Prozent aller Siedlungsabfälle.

Was ist mit Leichtverpackungen?
2020 recycelte Estland 41 Prozent der Kunststoffverpackungen. Laut nationalem Verpackungsgesetz müssen Unternehmen ihre Verpackungen zurücknehmen und im Versandhandel die Endverbraucher*innen informieren, dass sie die Verpackung an die Zustellerperson zurückgeben können. Zudem gibt es eine sehr ambitionierte Verbrauchssteuer auf Plastikverpackungen von 2,50 Euro pro Kilogramm.

Wo gibt es noch Verbesserungspotenzial?

Bei Mülltrennung und Recyclingquote hat Estland noch Luft nach oben. Die Zuständigkeiten bei der Abfallsammlung sind oft nicht klar, was die Einführung der EU-Kreislaufrichtlinien blockiert. Dennoch ist Estland das erste Land, dass die Abfallwirtschaft digitalisieren und Abfall-Tracking möglich machen will. So erfahren Verbraucher*innen, was mit ihrem Abfall passiert – und werden weiter zum Trennen motiviert.

Was wird recycelt?
Österreich verfügt über ein fortschrittliches Recyclingsystem für Post-Consumer-Abfälle. Gesammelt und recycelt werden

  • Altpapier
  • Altglas
  • Metall
  • sowie Sperrmüll und Problemstoffe (z. B. Lacke und Elektroschrott).

Was ist mit Leichtverpackungen?
Seit Januar 2023 gibt es einen Gelben Sack, in dem Leichtverpackungen aus Kunststoff, Verbundkartons sowie Plastikflaschen und -tüten gesammelt werden – ähnlich wie in Deutschland. Nur Metallverpackungen (z. B. Konservendosen) werden weiterhin getrennt in den Sammelbehältern für Metall entsorgt.

Wo gibt es noch Verbesserungspotenzial?
Österreichs Wiederverwertungsquote für Verpackungen liegt mit 31 Prozent unter dem EU-Durchschnitt von 41 Prozent. Mit der Einführung des Gelben Sacks und einem separaten Sammelsystem für PET-Flaschen ab 2025 wird sich die Recyclingquote aber stetig verbessern.

Was wird recycelt?
Die Schweiz produziert eine ganze Menge Siedlungsabfälle – 703 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Aber: Die Schweizer*innen trennen sehr gewissenhaft. Papier und Pappe stellen sie als Bündel an die Straße, Plastikverpackungen und PET-Flaschen wandern in die Gelbe Tonne, Verpackungen aus Metall in die Blaue Tonne. Altglas wird in öffentlichen Containern entsorgt. 53 Prozent der Abfälle (ohne PET-Flaschen) werden recycelt, 47 Prozent verbrannt.

Was ist mit Leichtverpackungen?
In der Schweiz besteht eine Pfandpflicht für Mehrwegverpackungen, Einweg-PET-Flaschen werden über den Gelben Sack entsorgt. 82 Prozent der Flaschen schaffen es ins Recycling. Betrachtet man alle Kunststoffabfälle, fällt die Zahl magerer aus: Nur 11 Prozent werden stofflich verwertet.

Wo gibt es noch Verbesserungspotenzial?
Bereits seit dem Jahr 2000 gibt es in der Schweiz keine Deponierung mehr. Besonders im Vergleich mit südeuropäischen Ländern ist das fortschrittlich. Dennoch gibt es im PET-Recycling Luft nach oben. Eine Steuer auf Produkte, deren Verpackungen weniger als 25 Prozent Recyclat enthalten, wurde abgelehnt – schade!

Was wird recycelt?
Mit einem Abfallaufkommen von 759 Kilogramm pro Person im Jahr liegt Belgien deutlich über dem EU-Durchschnitt von 530 Kilogramm. Nur Luxemburg und Dänemark produzieren mehr. In Belgien gibt es den blauen Sack für PMD-Müll, der dem Recycling zugeführt wird. Darunter fallen Verpackungen aus Kunststoff und Metall, Getränkekartons und seit kurzem auch Polyethylen-Verpackungen, wie Joghurtbecher und Zahnpastatuben.

Was ist mit Leichtverpackungen?
Die Verantwortung für die Verpackungen tragen die Hersteller: Sie müssen sich bei einem Rücknahmesystem anmelden oder selbst eines gründen und die Wiederverwertung ihrer Verpackungen nachweisen. Ab einer bestimmten Verpackungsmenge sind sie verpflichtet, einen Abfallvermeidungsplan aufzustellen.

Wo gibt es noch Verbesserungspotenzial?
Die Verwertungsquote von Kunststoffverpackungen liegt bei 44,7 Prozent (2020) und hat sich damit im Vergleich zu 2010 nur leicht verbessert. Doch aktuell investiert Belgien stark in Recyclinganlagen, die unter anderem PET-Flaschen aus dem blauen Sack verarbeiten sollen.

Was wird recycelt?
Pro Kopf und Jahr fallen in Frankreich 561 Kilogramm Abfall an, das sind etwa 30 Kilogramm mehr als der EU-Durchschnitt. Aber die Mülltrennung kommt ins Rollen: Es gibt die Gelbe Tonne, in der alle Verpackungen gesammelt werden – egal, ob Papier, Pappe, Plastikflaschen oder Getränkedosen. Auch kleine Elektrogeräte gehören hier hinein.

Was ist mit Leichtverpackungen?
Inverkehrbringer von Haushaltsverpackungen sind verpflichtet, sich um Rücknahme und Entsorgung ihrer Produkte zu kümmern. Dafür können sie einem zugelassenen Rücknahmesystem beitreten oder eines gründen. Insgesamt recycelt Frankreich ein Viertel seines Plastikmülls und liegt damit unter dem EU-Durchschnitt von 34 Prozent. 44 Prozent des französischen Plastikmülls werden verbrannt, 31 Prozent deponiert.

Wo gibt es noch Verbesserungspotenzial?
Sowohl mit der hohen Deponierungsrate als auch mit der niedrigen Recyclingquote schneidet Frankreich im EU-Vergleich nicht gut ab. Doch was wir gut finden: Das Land hat immerhin eine Bonus-/ Malus-Regelung, die die Recyclingfähigkeit von Verpackungen berücksichtigt.

Was wird recycelt?
Spaniens Recyclingquote ist niedrig, 2019 lag sie unter 35 Prozent. Zum Vergleich: Die EU-Länder recyceln im Schnitt 45 Prozent ihrer Abfälle. Leider landet in Spanien noch überdurchschnittlich viel Müll auf Deponien, auch die Anzahl illegaler Mülldeponien ist hoch. Aber: Spanien verbrennt weniger Abfälle als viele andere EU-Länder.

Was ist mit Leichtverpackungen?

Laut spanischem Verpackungsgesetz müssen alle Verpackungen bei dem Entsorgungssystem Ecoembe lizenziert werden. Dennoch existiert in Spanien kein haushaltsnahes Abholsystem für Wertstoffe wie Altpapier, Kunststoffe oder Aluminium – und auch keine haushaltsnahe Trennung.

Wo gibt es noch Verbesserungspotenzial?
2019 bestätigte die EU-Kommission Spanien gleichermaßen Fortschritt und Handlungsbedarf. Eine Steuer für Deponien, Müllverbrennung, Einwegkunststoffbehälter und -abfälle soll dabei helfen, das Müllaufkommen bis 2030 um 15 Prozent zu reduzieren. Darüber hinaus richten immer mehr Kommunen zentrale Sammelstellen für Wertstoffe ein. Bis zur Kreislaufwirtschaft hat Spanien aber noch einen weiten Weg vor sich.

Was wird recycelt?
2018 produzierten die Niederlande 511 Kilogramm Siedlungsabfälle pro Kopf. Damit landet das Land auf Rang 32 des Weltabfallindex – einen Platz hinter Deutschland (Stand 2019). 54 Prozent der Abfälle wurden recycelt, nur ein Prozent landete auf Deponien.

Was ist mit Leichtverpackungen?
Biomüll, Papier, Plastik-, Metall- und Getränkeverpackungen sowie Restmüll sammeln die Niederländer*innen getrennt. Im Jahr 2020 wurden 57,2 Prozent der Verpackungen verwertet – eine Steigerung um fast 10 Prozent seit 2010.

Gemeinsam mit Frankreich und Dänemark haben die Niederlande eine Initiative gegründet, um die Plastikmüllflut weiter einzudämmen. Unter anderem wollen die Länder bis 2025 ganze 25 Prozent mehr Plastik sammeln und recyceln.

Wo gibt es noch Verbesserungspotenzial?
Mit Frankreich und Dänemark haben die Niederlande den European Plastics Pact gegründet – eine Selbstverpflichtung, weniger Plastik zu nutzen und mehr zu recyceln. Ein lobenswerter Schritt! Dennoch fällt vor allem in den großen Städten zu viel Restmüll an, da der Platz für verschiedene Müllbehälter fehlt. Es ist also noch viel zu tun.