Zur Recyclingquote sind viele verschiedene Zahlen im Umlauf. Denn viele Auswertungen beziehen auch Downcycling oder Produktionsabfälle mit ein. Wir erklären euch, wie viel Prozent unseres Plastikmülls richtig recycelt wird und was wir tun können, um die Quote zu erhöhen.
Wie hoch ist die Recyclingquote?
96 Prozent aller Verpackungsabfälle wurden 2019 verwertet, 71,6 Prozent landeten im Recycling – wirklich? Die Zahlen rund ums Recycling sind häufig irreführend und die Berechnungen von vielen Faktoren abhängig.
Harte Fakten
Hochwertiges Recycling bedeutet, dass Abfälle wieder zu genau dem werden, was sie vorher waren – also zum Beispiel Verpackungen wieder zu Verpackungen. Das nennt man funktionsgleiche Wiederverwertung. Leider werden in Deutschland derzeit nur 12 Prozent aller Plastikabfälle auf diese Weise recycelt. Bei Verpackungen ist der Wert sogar noch ernüchternder: Nur 5,8 Prozent von ihnen werden wieder zu neuen Verpackungen.
Warum ist die Recyclingquote so niedrig?
Einer der Hauptgründe für die magere Recyclingquote ist, dass sich viele Verpackungen schlecht recyceln lassen. Denn noch immer arbeiten viel zu wenige Verpackungshersteller nach dem Prinzip Design für Recycling. Gleichzeitig fehlt ihnen der wirtschaftliche Anreiz, sich für größere Recyclatmengen einzusetzen. Denn noch immer ist es günstiger, neues Plastik aus Rohöl herzustellen. Wozu also mehr recyceln?
Und warum gibt es so viele unterschiedliche Zahlen zum Recycling?
Das Problem ist vor allem, dass auch Downcycling – also wenn Verpackungen zum Beispiel zu Parkbänken werden – häufig als Recycling gewertet wird. Zudem verwenden viele Unternehmen sogenanntes Post-Industrial-Recyclat (PIR). Hier werden Produktionsabfälle verwertet und als recyceltes Material deklariert.
Fairer und logischer wäre es, nur das sogenannte Post-Consumer-Recycling (PCR) als Recycling zu werten. Also Recyclat aus Verpackungen, die schonmal bei den Konsument*innen waren und anschließend über haushaltsnahe Sammelsysteme (in Deutschland z.B. der Gelbe Sack) entsorgt wurden.
Um zu zeigen, dass sie Umweltschutz betreiben und “recyceltes” Material nutzen, verwenden viele Unternehmen zudem eigene Recyclinglabels. Leider sind die oft sehr intransparent. So wird unter anderem nicht klar, ob es sich um PIR oder PCR handelt. Auch hier gibt es kein einheitliches Signal für die Verbraucher*innen.
Wie können wir die Quote erhöhen?
Um die Recyclingquote schnell zu steigern, plädiert unser Gründungsunternehmen Werner & Mertz schon seit Jahren für einen Recycling-Fonds. Die Idee: Alle Inverkehrbringer zahlen ein, aber nur die Unternehmen, die recyceltes und recycelbares Material verwenden, bekommen etwas ausgezahlt.
Darüber hinaus brauchen wir ein einheitliches Recycling-Label, das Endverbraucher*innen die Herkunft des verwendeten Kunststoffs unmissverständlich aufzeigt – damit sie eine informierte Kaufentscheidung treffen können.
Deutschland beschreibt sich selbst gern als Recyclingweltmeister. Aber was ist da dran? Und was können wir noch besser machen? Wir erklären euch, warum Recycling viel Potenzial hat, das noch lange nicht ausgeschöpft ist.
Recycling-Fragen, einfach erklärt
Es gibt viele Fragen zum Recycling: Wie viel Müll im Gelben Sack wird recycelt? Kann Plastik wirklich im Kreislauf geführt werden? Was ist der Unterschied zwischen Down- und Upcycling? In dieser Rubrik gehen wir auf die vielen Fragen in Social Media ein und beantworten sie kurz und verständlich. Eure Fragen könnt ihr uns bei Instagram, Facebook oder einfach per E-Mail stellen.