Viele Menschen setzen auf Bioplastik in der Hoffnung, damit die Umwelt zu schonen. Doch aktuelle Studien entlarven die grünen Versprechen als Trugschluss: Bioplastik enthält schädliche Chemikalien, landet als Mikroplastik in der Umwelt und kann sogar dem Klima schaden. Wir haben uns die Forschungsergebnisse genauer angesehen.
Kompostierbar, abbaubar, umweltfreundlich – mit diesen Versprechen werben die Hersteller von Bioplastik. Doch halten die Produkte, was sie versprechen? Eine Studie der britischen University of Plymouth aus dem Jahr 2019 lässt daran erhebliche Zweifel aufkommen. Bioplastiktüten, die laut Herstellerangaben kompostierbar sein sollten, überstanden drei Jahre in der Umwelt nahezu unbeschadet und waren sogar noch stabil genug, um zwei Kilogramm Einkäufe zu tragen.
Zu einem ähnlichen Schluss kam 2018 auch ein Gutachten des Umweltbundesamts. Es wertete verschiedene Forschungsarbeiten zur Abbaubarkeit von Biokunststoffen aus. Fazit: Selbst speziell für die Zersetzung entwickelte Materialien können Monate bis Jahre in der Umwelt verbleiben – egal ob im Boden, in Salz- oder in Süßwasser.
Bedenkliche Inhaltsstoffe und klimaschädliche Herstellung
Doch nicht nur die mangelnde Abbaubarkeit ist ein Problem. Eine Untersuchung des Frankfurter Instituts für sozial-ökologische Forschung in Kooperation mit norwegischen und deutschen Universitäten deckte 2020 auf: Drei Viertel aller getesteten Bioplastik-Produkte wie Einweggeschirr oder Trinkflaschen enthielten mindestens eine gesundheitsschädliche Chemikalie. Ein alarmierendes Ergebnis, das die Bilanz von Bioplastik weiter verschlechtert.
Auch der vielfach angenommene Beitrag von Bioplastik zum Klimaschutz entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Trugschluss. Forscher*innen vom Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik der Universität Bonn simulierten 2021 die weltweiten Auswirkungen einer wachsenden Bioplastikproduktion. Ergebnis: Die künftigen CO₂-Fußabdrücke kommerzieller Biokunststoffe sind noch deutlich größer als bisher von Politik und Wissenschaft geschätzt.
Zu einem ähnlichen Schluss kamen die Bonner Forscher*innen bereits 2018 in einer früheren Untersuchung. Darin spielten sie mehrere Szenarien durch – mit dem Ergebnis, dass die vermehrte Herstellung von Biokunststoffen dem Klima schaden könnte. Der erhoffte Beitrag zum Klimaschutz bleibt damit aus.
Fazit: Die Versprechen der Bioplastik-Hersteller halten einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand. Biokunststoffe sind weder vollständig abbaubar noch garantiert schadstofffrei – von Klimafreundlichkeit ganz zu schweigen. Bioplastik ist weit davon entfernt, eine echte Alternative zu herkömmlichem Kunststoff zu sein.
Um Umwelt und Klima – aber auch unsere Gesundheit – zu schützen, braucht es daher andere Ansätze. Statt auf vermeintliches „Bio“ zu setzen, müssen Unternehmen Recycling bereits beim Design bedenken, die Kreislaufwirtschaft ausbauen und auf hochwertige Recyclate setzen. Nur so können wir langfristig Ressourcen schonen.
Zeit für Zahlen: Aktuelle Umweltstudien im Check
Regelmäßig analysieren wir für Euch die neuesten Forschungen zu den Themen Recycling, Kreislaufwirtschaft und Umweltschutz. Ihr wollt mehr zum Thema Plastikmüll im Meer erfahren? Hier findet ihr alle Studien aus diesem Artikel:
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