Zeit für Zahlen Müllkippe Meer

Millionen Tonnen Plastikmüll landen jährlich in den Weltmeeren. Nicht nur an der Oberfläche, vor allem in der Tiefsee häuft sich der Kunststoffabfall. Wissenschaftliche Studien zeichnen ein alarmierendes Bild der Verschmutzung und ihrer Folgen für Mensch und Natur. Wir analysieren die Zahlen hinter der Plastikflut und zeigen auf, welche Rolle Kreislaufwirtschaft und Recycling beim Kampf gegen den Müll spielen können.

Elf Millionen Tonnen Plastikmüll gelangen jedes Jahr in die Ozeane. Tendenz steigend: Ändern wir nichts, könnten es 2040 schon 29 Millionen Tonnen sein, warnen das Umwelt-Thinktank Systemiq und die Ellen-MacArthur-Foundation. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Denn der meiste Müll versinkt auf den Meeresgrund.

Einer Untersuchung von CSIRO und der Universität Toronto zufolge liegen auf dem Boden der Tiefsee zwischen drei und elf Millionen Tonnen Plastikmüll – bis zu hundertmal mehr als an der Oberfläche. Und dort bleibt er für lange Zeit. Denn in den kalten, dunklen und sauerstoffarmen Tiefen zersetzt sich Kunststoff noch langsamer.

Kettenreaktion mit unabsehbaren Folgen

Die Müllberge in den Meeren sind eine tickende Zeitbombe. Fast alle Meereslebewesen sind bereits von Plastikverschmutzung betroffen, resümiert eine Meta-Studie der WWF und dem Alfred-Wegener-Institut. 90 Prozent der untersuchten Arten nehmen Schaden. Über Nahrungsketten gelangt der Kunststoff in immer mehr Organismen und schädigt zudem wichtige marine Ökosysteme, wie Korallenriffe und Mangroven.

Das ist nicht nur für die Tierwelt fatal. Eine skandinavisch-deutsche Gruppe an Forschenden warnt, dass die Plastikverschmutzung Kettenreaktionen mit weltweiten Folgen auslösen könnte – bis zu einer Beschleunigung des Klimawandels. Denn Mikroplastik stört das Wachstum von Algen und Plankton und hindert sie so CO₂ aus der Luft zu binden. Die Konsequenzen sind unabsehbar.

Konsequente Kreislaufwirtschaft als Lösung

Also einfach den Müll wieder herausfischen? So einfach ist es leider nicht. Gerade mal fünf Prozent des Plastikmülls lassen sich Berechnungen des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) zufolge wieder herausfischen. Zu wenig, um wirklich einen Unterschied zu machen. Um die Plastikflut einzudämmen, müssen wir daher bereits an Land ansetzen und eine konsequente Kreislaufwirtschaft etablieren: Recyclingfähige Verpackungen, verbesserte Sammelsysteme und innovative Verwertungstechnologien können den Plastikmüll massiv reduzieren, so eine Untersuchung von Systemiq. Auch die Verantwortung der Hersteller, mehr Recyclat einzusetzen, muss stärker in den Blick rücken. Nur so lässt sich die Plastikflut an der Quelle stoppen.

Gemeinsam gegen die Plastikflut

Fazit: Die erschreckenden Fakten sind ein Weckruf. Um die Ozeane vor dem Müllkollaps zu bewahren und unabsehbare Schäden für die Umwelt abzuwenden, müssen wir schnell und entschlossen handeln. Der Schlüssel liegt in einer echten Kreislaufwirtschaft. Nur so verhindern wir, dass Plastikmüll im Meer endet.

Dafür braucht es recyclingfreundliches Design, effektive Rücknahmesysteme und die Verantwortung der Produzenten auf mechanisch aufbereitetes Recyclat zu setzen. Zu vielen dieser Verbesserungen haben sich Firmen bereits im Global Commitment der Ellen McArthur Foundation selbst verpflichtet. Um die Plastikflut effektiv einzudämmen, braucht es jedoch zusätzliche verpflichtende Regulierungen. Abhilfe könnte das globale UN-Plastikabkommen schaffen, über das derzeit Mitglieder der Vereinten Nationen beraten. Auch Verbraucher*innen können ihren Beitrag leisten, indem sie Plastik richtig entsorgen. Machen wir so weiter wie bisher,droht unseren Meeren der Erstickungstod – mit fatalen Folgen für uns alle.

Zeit für Zahlen: Aktuelle Umweltstudien im Check

Regelmäßig analysieren wir für Euch die neuesten Forschungen zu den Themen Recycling, Kreislaufwirtschaft und Umweltschutz. Ihr wollt mehr zum Thema Plastikmüll im Meer erfahren? Hier findet ihr alle Studien aus diesem Artikel:

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