Die chemische Industrie kann eine Schlüsselrolle im Kampf gegen den Klimawandel spielen, wenn sie ihre Praktiken ändert. Sie muss sich teilweise neu erfinden und gleichzeitig Innovationen hervorbringen.
Die chemische Industrie stellt Produkte her, die wir täglich verwenden. Dabei verbraucht sie viel Energie und produziert Treibhausgase. Gerade deshalb spielt sie eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Wie passt das zusammen?
Die Antwort ist einfach: Die chemische Industrie kann wesentlich zum Klimaschutz beitragen, wenn sie ihre Arbeitsweise ändert.
Statt auf fossile Rohstoffe zu setzen und Abfälle zu produzieren, könnte sie nachwachsende Rohstoffe nutzen und dafür sorgen, dass ihre Produkte am Ende ihres Lebenszyklus wieder zu nützlichen Rohstoffen werden. Das nennt man Kreislaufwirtschaft.
Die vielen Hebel der Chemieindustrie im Kampf gegen den Klimawandel
Konkret kann die chemische Industrie auf klimafreundliche Materialien setzen, die den CO₂-Verbrauch senken. Dazu gehören etwa leichtere Kunststoffe für Fahrzeuge, die den Kraftstoffverbrauch senken, oder Materialien für erneuerbare Energien wie Solarzellen oder Windturbinen.
Ferner kann sie ihre Produktionsprozesse verbessern, um Energie und Ressourcen zu sparen. Durch den Einsatz innovativer Technologien und Verfahren kann sie effizienter arbeiten und so den Energieverbrauch und die CO₂-Emissionen senken.
Besonders wichtig ist der Bereich Recycling und Abfallverwertung. Hier kann sie Technologien beisteuern, die eine bessere Wiederverwertung von Kunststoffen und anderen Materialien ermöglichen und damit den Bedarf an neuen Ressourcen und den Ausstoß von Treibhausgasen verringern.
In diesem Zusammenhang ist es besonders wichtig, dass die chemische Industrie durch das sogenannte „Design for Recycling“ die zu recycelnden Produkte optimiert. Denn mehr als 80 Prozent der Umweltauswirkungen eines Produkts werden bereits in der Designphase festgelegt. Unter den Recyclingverfahren ist das werkstoffliche Recycling nachweislich die umweltfreundlichste Form der Wiederverwertung.
Vom linearen zum zirkulären Wirtschaftsmodell
Die Allianz Circular Economy, ein Zusammenschluss von Unternehmen und Organisationen, hat ein Positionspapier veröffentlicht, in dem sie einen grundlegenden Wandel der chemischen Industrie fordert. Ziel ist der Übergang zu einer vollständig regenerativen Kreislaufwirtschaft. In diesem Modell werden alle Ressourcen ständig wiederverwendet und nichts wird verschwendet.
Die Allianz skizziert drei zentrale Schritte für diesen Wandel:
- Ein klares Zielbild: Die chemische Industrie soll Teil einer regenerativen Kreislaufwirtschaft werden. Dabei geht es nicht nur um Recycling, sondern auch um die Nutzung nachhaltiger Biomasse und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.
- Nachhaltige Innovationen fördern: Alle staatlichen Förderungen und Regulierungen sollten auf das Zielbild einer regenerativen Kreislaufwirtschaft ausgerichtet werden.
- Unterstützung grüner Start-ups: Junge Unternehmen, die innovative Technologien und Geschäftsmodelle entwickeln, benötigen besondere Unterstützung.
Die Politik muss helfen
Für einen erfolgreichen Wandel muss die chemische Industrie ihre Arbeitsweise grundlegend ändern. Dabei ist sie auf politische Unterstützung angewiesen, denn Teile der Industrie haben die Auswirkungen des Klimawandels noch nicht verstanden und stellen Profit über Umweltschutz.
Mit der richtigen Unterstützung und Regulierung könnte die chemische Industrie jedoch ein wichtiger Akteur im Kampf gegen den Klimawandel werden.
Zu diesen Anreizen gehören
- verbindliche Quoten für nachhaltige Materialien,
- Design-for-Recycling-Vorgaben,
- Steuererleichterungen für Kreislaufmaterialien
- und die Abschaffung von Steuerprivilegien für fossile Produkte.
Die Politik muss auch falsche Ansätze erkennen und eindämmen: Teile der chemischen Industrie setzen derzeit auf Technologien wie CCS (CO₂-Speicherung) und chemisches “Recycling”, die nicht nachhaltig sind und viel Energie verbrauchen. Nur ein konsequentes und kompromissloses Umsteuern auf energieeffizientere Technologien wie das mechanische Recycling kann helfen, den Klimawandel einzudämmen.
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