“Recycling ist gescheitert”, wird in (sozialen) Medien oft behauptet, meist im Kontext von Plastik und dem Recycling von Verpackungen. Wie ist es um unser Recycling-System bestellt?
Plastik-Recycling hat noch Luft nach oben
Mit dem dualen System wurde Anfang der 90er-Jahre zwar eine wichtige Grundlage für die Plastik-Kreislaufwirtschaft für Verpackungen gelegt. Doch fehlender politischer Durchsetzungswille und falsche wirtschaftliche Anreize sorgen dafür, dass wir längst nicht so gut recyceln, wie wir es könnten.
In der Vergangenheit wurde beim Recycling viel versäumt, vor allem weil Fortschritte aus reiner Profitgier blockiert wurden: Günstiges Neuplastik schlägt teures Recycling-Plastik und Verpackungen bestehen aus komplizierten Plastikgemischen. Hauptsache, die Produkte in diesen Verpackungen haben ein (unnötig) langes Mindesthaltbarkeitsdatum als zusätzliches Verkaufsargument. Und natürlich sollen die Verpackungen schön aussehen, damit sich die Ware häufig verkauft.
An dieser Aufzählung wird deutlich: Recycelbarkeit spielt für viele Unternehmen kaum eine oder keine Rolle. Die Folge sind viele Millionen nicht wiederverwertbare Verpackungen, die Tag für Tag in Müllverbrennungsanlagen sinnlos verheizt werden. Ein Milliarden-Geschäft – und ein schlimmes Verbrechen an der Umwelt. Denn mehr verbranntes Plastik bedeutet, dass mehr neues Plastik produziert wird: Die Herstellung von Kunststoff ist die schlimmste Umweltsünde, denn sie verursacht bis zu 96 Prozent des CO₂-Fußabdrucks von Neuplastik.
Recycling hat also derzeit noch viel Luft nach oben. Aber gescheitert ist es ganz sicher nicht. Im Gegenteil: Zahlreiche Umweltstudien zeigen, dass sich mechanisches Recycling außerordentlich positiv auf Umwelt- und Klimaschutz auswirkt.
Mechanisches Recycling auf dem Vormarsch: Grosse technische Fortschritte
Das mechanische Recycling hat sich in den letzten rund zehn Jahren durch technische Fortschritte deutlich weiterentwickelt: Die Sortiermaschinen arbeiten verlässlicher und präziser, das Verpackungsmaterial ist hochwertiger, das Verpackungsdesign smarter.
Je hochwertiger das Verpackungsplastik ist, desto besser kann es recycelt werden. Für dieses Prinzip, das sogenannte Design für Recycling, gibt es klare Regeln, an die sich immer mehr Unternehmen halten. Wir finden: Design für Recycling sollte für alle Inverkehrbringer von Verpackungen höchste Priorität haben.
Der politische Wille setzt endlich ein
Neben den technischen Fortschritten kommt endlich auch Bewegung in die Politik, die die verbindliche Recycling-Quote in den letzten rund drei Jahren von 36 auf 63 Prozent steigerte.
Die neue Bundesregierung hat zudem die “Abteilung T” für Transformation, Digitalisierung, Circular Economy und Klimaanpassung gegründet: Für den grünen Wirtschaftswandel werden hier Abfallwirtschaft, Kreislaufwirtschaft, nachhaltiger Konsum und produktbezogener Umweltschutz gebündelt. Das zeigt den grundlegenden Willen hin zum grünen Wirtschaftswandel.
Doch es muss noch mehr gehen – und es geht mehr: Die gesetzlichen Recyclat-Quoten müssen weiter steigen, der Staat sollte die Verwendung von Neuplastik besteuern und den Einsatz von Recyclaten begünstigen.
Nur so entstehen die wirtschaftlichen Anreize, die große Konzerne dringend für ein Umdenken benötigen – sonst bewegen sie sich nicht und es kommt kein Schwung in die Kreislaufwirtschaft.
Auch der Handel könnte mehr zur Recycling-Aufklärung beitragen und stärker Aufmerksamkeit auf gut recycelbare Verpackungen lenken. Ein positives Beispiel ist hier die Drogeriemarktkette dm, die 2018 das Rezyklat-Forum für mehr Recycling initiierte. Hier treffen sich Akteure aus Industrie, Handel, von Entsorgen und aus der Politik, um gemeinsam die Kreislaufwirtschaft zu fördern. In den Märkten gibt es zudem spezielle Hinweisschilder, sogenannte Regalstopper, die den Anteil Recyclingmaterial einzelner Verpackungen zeigen.
Unser Gründungsunternehmen Werner & Mertz ist mit seiner Recyclat-Initiative schon seit Jahren der Vorturner der Recycling-Bewegung. Mit modernsten Technologien stellt der Reinigungsmittelhersteller aus Mainz seine Frosch-Flaschen komplett aus recyceltem PET her.
Zwischen 2015 und 2021 stammten bereits 20 Prozent des verwendeten Altplastiks aus dem Gelben Sack. Mittlerweile sind es 50 Prozent – das ist weltweiter Recyclat-Rekord für gemischte Sammlungen! Zudem stellt Werner & Mertz Verpackungen her, die nach dem Prinzip Design für Recycling hergestellt und vollständig recycelbar sind – etwa den Frosch-Standbodenbeutel aus Monomaterial für Waschmittel, Seife und Reiniger.
Damit zeigt der Öko-Pionier: Mechanisches Recycling funktioniert. Man muss es nur wollen.
Werner & Mertz optimiert den Einsatz von mechanisch recyceltem Kunststoff permanent und produziert Flaschen aus 100 Prozent Post-Consumer-Rezyklat. Seit Mitte 2023 stammen zwischen 75 und 100 Prozent davon aus dem Gelben Sack.
Wenn Recyclate der Rohstoff der Kreislaufwirtschaft sind, dann ist Design for Recycling die Grundlage: Verpackungen werden von Grund auf für das hochwertige Recycling entworfen. Dazu gehört auch, die Verpackung aus Recyclat herzustellen.
Recycling-Fragen, einfach erklärt
Es gibt viele Fragen zum Recycling: Wie viel Müll im Gelben Sack wird recycelt? Kann Plastik wirklich im Kreislauf geführt werden? Was ist der Unterschied zwischen Down- und Upcycling? In dieser Rubrik gehen wir auf die vielen Fragen in Social Media ein und beantworten sie kurz und verständlich. Eure Fragen könnt ihr uns bei Instagram, Facebook oder einfach per E-Mail stellen.