Verbraucher*innen zweifeln zunehmend an den Nachhaltigkeitsbehauptungen von Unternehmen. Nicht ganz zu Unrecht, wie eine Studie zeigt. Mit strengen Regeln gegen Greenwashing will die EU das Vertrauen zurückgewinnen. Mehr
Jedes Jahr fallen in Deutschland 6,2 Millionen Tonnen Plastikmüll an, rund 85 Prozent davon als Verpackungsmüll. Das sind 37 Kilogramm Plastik pro Kopf, die zum Großteil sofort wieder in der Tonne landen. Bei diesen Müllmengen ist es kein Wunder, dass sich in Deutschland über die vergangenen Jahrzehnte eines der effizientesten Recyclingsysteme der Welt etabliert hat.
Plastikverpackungen bestehen aus hochwertigen Kunststoffen wie Polyethylenterephthalat (PET) oder Polyethylen (PE), für deren Herstellung große Mengen an natürlichen Ressourcen wie Rohöl und Wasser eingesetzt werden. Immer neue Verpackungen herzustellen belastet Umwelt und Klima deshalb enorm.
Wertstoffliches Recycling versucht diesen Raubbau an der Natur zu stoppen, indem es gebrauchte Verpackungen als Rohstoffquelle nutzt. Denn in unseren Verpackungsabfällen schlummern große Mengen an hochwertigen Kunststoffen, die sich durch innovative Technologien erneut nutzbar machen lassen und als Grundlage für neue Verpackungen dienen.
Für die Wiederaufbereitung des Verpackungsmülls sind in Deutschland die dualen Systeme zuständig. Das sind Recyclingfirmen, die sich auf das Sammeln, Sortieren und Aufarbeiten von wiederverwertbarem Müll spezialisiert haben. Die bekannteste von ihnen ist der Grüne Punkt. Neben Glas, Papier und Metall sammeln die Verwertungsunternehmen vor allem das Altplastik aus den Gelben Säcken. Sortieranlagen gruppieren die Verpackungen und Flaschen anschließend nach Materialart. Das ist wichtig, denn die verschiedenen Kunststoffsorten wie PET, PE und PP lassen sich nicht gemeinsam recyceln.
Nach dem Sortieren werden die einzelnen Plastiksorten zu Flakes geschreddert, gereinigt, noch einmal fein sortiert und schließlich zu Granulat geschmolzen. Das entstandene Recyclat ist ein Sekundärrohstoff, aus dem sich neue Flaschen, Schalen und weitere Arten von Verpackungen herstellen lassen, ohne dass Neuplastik aus fossilen Rohstoffen nachproduziert werden muss.
In einer Studie hat das Öko-Institut festgestellt, dass allein das Sammeln und Wiederverwerten von Kunststoffen, Metallen und anderem Leichtverpackungsmaterial aus dem Gelben Sack in Deutschland die Umwelt um 1,9 Millionen Tonnen Kohlendioxid entlastet. Weitere 1,15 Millionen Tonnen CO2 werden durch das Recycling von Glas und Papier eingespart. Zusammen ergibt das eine jährliche Ersparnis von rund 3,1 Millionen Tonnen Kohlendioxid, einer Menge, die den Emissionen einer Großstadt mit 300.000 Einwohnern entspricht.
Zudem rettet Recycling das Leben vieler Wildtiere. Jeder kennt die Bilder von Seevögeln, Schildkröten oder Walen, die an Plastikmüll verendet sind. 140 Millionen Tonnen Plastik treiben mittlerweile im Meer, pro Jahr kommen zwölf Millionen dazu. Ein großer Teil des Mülls sind Produktverpackungen, die nach einmaligem Gebrauch in die Umwelt geworfen wurden. Gut funktionierendes Recycling hilft, diese missliche Lage zu verbessern. Denn jede Verpackung, die zu einem hochwertigen Neuprodukt recycelt wird, landet nicht im Meer.
Eine deutliche Mitschuld an der mangelnden Materialqualität tragen die Hersteller, die für ihre Verpackungen Kunststoffgemische, gefärbtes Plastik oder Verbundstoffe aus Plastik, Papier und Aluminium nutzen. All das stört das Recycling, weil die Sortieranlagen der Recyclingfirmen die einzelnen Materialien nicht sortenrein trennen können.
Das Ergebnis sind unreine Altplastikflakes. Aus ihnen lassen sich nur Produkte herstellen, für die niedrige Kunststoffqualität ausreicht. Für Verpackungen braucht es allerdings extrem hochwertige Kunststoffe, die nur aus extrem reinem Recyclat zu gewinnen sind. Das langfristige Ziel muss es sein, auf breiter Front ein funktionsgleiches Recycling im geschlossenen Wertstoffkreislauf zu etablieren. Nur wenn Verpackungen immer wieder zu Verpackungen werden, ist Recycling dauerhaft nachhaltig.
Dass funktionsgleiches Recycling von Verpackungsabfall technologisch bereits möglich ist, beweist unser Gründungsunternehmen Werner & Mertz mit seiner Recyclat-Initiative. Mit modernsten Technologien stellt der Reinigungsmittelhersteller aus Mainz seine transparenten Reinigerflaschen der Marke Frosch schon seit Jahren komplett aus recyceltem PET her. Zwischen 2015 und 2021 stammten bereits 20 Prozent des verwendeten Materials aus dem Verpackungsmüll im Gelben Sack. Mittlerweile konnte dieser Anteil sogar auf 50 Prozent gesteigert werden.
Die Flaschen der emsal Bodenpflege, der Green Care Professional Reiniger und die Duschgelflaschen von Frosch können sogar komplett mit recyceltem HDPE-Abfall aus dem Gelben Sack hergestellt werden.
Für seine Waschmittel und Reiniger hat Frosch zudem den ersten patentierten Standbodenbeutel aus Monomaterial entwickelt, der die optimale Recyclingfähigkeit der Verpackung in den Fokus stellt. Er besteht zu 100 Prozent aus Polyethylen (PE), wobei die bedruckte äußere Schicht nicht mit der unbedruckten inneren Schicht des Beutels verklebt ist. So können nach der Nutzung des Inhalts entweder die Verbraucher selbst oder die Recyclingfirmen die bedruckten und unbedruckten Kunststoffe des Beutels voneinander trennen. Das macht den Beutel so gut recycelbar, dass sich fast das komplette schon gebrauchte Kunststoffmaterial für funktionsgleiche Neuprodukte nutzen lässt.
Müll richtig trennen: Ohne Mülltrennung, kein Recycling. Denn alles, was im Hausmüll landet, wird in Müllverbrennungsanlagen verfeuert. Landet allerdings etwas anders als Verpackungsmüll im Gelben Sack oder der Gelben Tonne, erschwert das die Sortierung und damit das gesamte Recycling. Die Sortieranlagen sind auf Verpackungen spezialisiert, alles andere wird aussortiert und verbrannt. Das führt leider allzu oft zu erheblichem Verlust von gut recycelbarem Kunststoff. Ist die Plastikflasche von Restmüll bedeckt, können die optischen Sensoren sie nicht erfassen und schicken sie mit dem unbrauchbaren Rest ins Feuer. Wichtig ist auch, bereits zuhause unterschiedliche Materialien voneinander zu trennen, beispielsweise den Joghurtbecher aus Plastik und seinen Aluminiumdeckel. Nur so kann jedes Material richtig gruppiert und optimal recycelt werden.
Kritiker überzeugen: Trotz einer jahrzehntelangen Erfolgsgeschichte hat das Recycling in Deutschland noch immer mit allerhand Vorbehalten zu kämpfen. Hartnäckig hält sich beispielsweise das Gerücht, die ganze Mülltrennerei sei nur Lüge. Am Ende werde ohnehin alles zusammengekippt und verbrannt. Jeder von uns kann helfen, die Kritiker mit Argumenten und Fakten von der Wirksamkeit des Recyclings zu überzeugen. Die dualen Systeme haben eine Aufklärungskampagne gestartet, die genau da ansetzt.
Selbst die richtigen Verpackungen kaufen: Für optimale Wiederverwertung müssen Plastikverpackungen möglichst gut recycelbar sein. Deshalb sollten Unternehmen sie von Anfang an so entwerfen, dass sie sich bestmöglich recyceln lassen. „Design for Recycling“ heißt das im Fachjargon. Ob Unternehmen das auf Dauer tun, entscheiden die Verbraucher am Supermarktregal. Nur wenn wir recyclingfreundliches Verpackungsdesign mit unserer Kaufentscheidung honorieren, folgen weitere dem Trend. Deshalb sollte man beim Einkaufen darauf achten, dass sich Verpackungen gut recyceln lassen. Sie sollten nur aus einer einzigen Sorte Plastik bestehen, die möglichst wenig oder gar nicht gefärbt wurde. Außerdem sollten Verpackungen mit leicht ablösbaren Etiketten beklebt sein und aus Komponenten bestehen, die sich problemlos trennen lassen. Am besten sind natürlich Verpackungen aus Altplastik, denn das Material wurde schon einmal recycelt und ist somit ein echter Beweis für Kreislaufführung.