Kreislaufpioniere Schluss mit Quotentrickserei

Beim Recycling sind die Zeiten der freiwilligen Selbstverpflichtungen endgültig vorbei, findet Katharina Reuter. Die Geschäftsführerin des Bundesverbands Nachhaltige Wirtschaft fordert verpflichtende Vorgaben der Politik und sieht eine große Chance für Unternehmen, die das Thema ernst nehmen.

Frau Reuter, wo stehen wir heute beim Thema Recycling?

Die Politik bemüht sich aktuell, vernünftige Regeln für das Recycling zu etablieren. In Deutschland haben wir ein neues Kreislaufwirtschaftsgesetz, auf EU-Ebene den Green Deal. Aber die Wirklichkeit hängt den gesetzlichen Vorgaben hinterher. Für viele Unternehmen ist Kreislaufwirtschaft immer noch ein Nebenthema. Wenn es um die Kreislauffähigkeit ihrer Kernprodukte geht, heißt es dann gerne: Lasst uns das über freiwillige Selbstverpflichtungen regeln. Aber bei Klima- und Ressourcenschutz ist die Zeit für Freiwilligkeit vorbei. Wir brauchen verpflichtende Vorgaben, die allen einen fairen Wettbewerb ermöglichen.

Was können wir verbessern?

Dr. Katharina Reuter vom Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft

Zunächst müssen wir Quotentricksereien unterbinden, indem wir klar definieren, was genau Post-Consumer-Recyclat ist. Als echtes Recycling darf nur noch die Verwertung von Abfällen gelten, die schon einmal beim Endkunden waren. Produktionsabfälle wiederzuverwerten ist zwar sinnvoll, bringt der Umwelt aber wenig. Das als vollwertiges Recycling durchgehen zu lassen, ist im Grunde Etikettenschwindel und verwässert die Recyclatquoten. Nur mit einer eindeutigen Definition können wir den wahren Wert von Recyclat ermitteln. Zum Glück machen einige Leuchtturmprojekte bereits deutlich, was mit echtem Post-Consumer-Recycling möglich ist und welche Marktvorteile man sich damit erarbeiten kann.

Wie helfen Sie mit?

Über den Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft fördern wir das hochwertige mechanische Recycling, indem wir Unternehmerinnen und Unternehmer auf europäischer Ebene zusammenbringen, unter anderem im Netzwerk Ecopreneur. Außerdem haben wir die Entrepreneurs for Future mitinitiiert. Dort sind inzwischen mehr als 5.000 Unternehmen in Sachen Klimaschutz aktiv. Wir geben der guten Sache eine Lobby und denken dabei Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft ausdrücklich zusammen. Denn die Kreislaufwirtschaft spart Ressourcen und Energie – und hilft so, das Klima zu schützen.

Talk auf der roten Couch

Recycling: Gemeinsam für den kreislauf

Zu Gast:
Dr. Katharina Reuter und Reinhard Schneider

Zur Sendung

Kreislaufpioniere

In unserer Interview-Reihe „Kreislaufpioniere“ sprechen wir mit Expert*innen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft über Kreislaufwirtschaft und die Zukunft des Recyclings.

Unter dem Motto „kurz und konkret“ wollen wir wissen: Was klappt noch nicht? Wie geht es besser? Wie helfen Sie mit?