Eure Fragen, einfach erklärt Chemisches Recycling ist schlecht für die Umwelt - wieso?

Große Chemiekonzerne wollen das chemische “Recycling” in Politik und Wirtschaft etablieren. Doch das ist gefährlich, denn sogenanntes chemisches Recycling ist eine Umweltkatastrophe.

“Was ist chemisches ‘Recycling’ und warum ist es eine Umweltkatastrophe?”

Was ist chemisches “Recycling”?

Zunächst einmal: Chemisches “Recycling” ist kein Recycling. Daher schreiben wir den Begriff  auch in Anführungszeichen oder sprechen von “sogenanntem chemischem Recycling”.

Die Chemieindustrie benutzt noch andere Marketing-Begriffe wie “molekulares Recycling”, “enhanced Recycling”, “strategisches Recycling” und “lösungsmittelbasiertes Recycling” – hinter all diesen wohlklingenden Namen steckt letztlich immer der gleiche Umweltwahnsinn.

Was passiert beim chemischen “Recycling”?

Der prominenteste Vertreter der “chemischen Recyclings” ist die sogenannte Pyrolyse. Mit ihrer Hilfe wollen große Chemiekonzerne Kunststoffe in Öl zurückverwandeln. Das Verfahren zerlegt gebrauchtes Plastik in seine petrochemischen Grundstoffe. Es benötigt sehr viel Hitze und produziert giftige Nebenprodukte. Der Energieverbrauch ist gewaltig und verursacht große Mengen an klimaschädlichen CO2-Emissionen. Trotz dieses riesigen Aufwands ist die Materialausbeute lächerlich gering.

Einfach gesagt: Mit sehr viel Energie wird aus Altplastik ein winzig kleines bisschen Pseudo-Rohöl.

Warum ist chemisches “Recycling” eine Umweltkatastrophe?

Das chemische Pseudo-Recycling benötigt Unmengen an Energie – und funktioniert daher nur in der Theorie. Bis heute existiert keine Chemie-Recycling-Anlage, die im industriellen Maßstab betrieben werden kann.

Das energieintensive Verfahren ist zudem ein alter Hut: Schon in den 1990ern wurde es als Recycling-Zukunft angepriesen, konnte sich aber wegen des hohen Energieverbrauchs zurecht nie durchsetzen. 

Daran hat sich bis heute nichts geändert: Technische Innovationen gibt es bei der Pyrolyse nicht, ebenso wenig kann chemisches “Recycling” allein durch erneuerbare Energien in großem Umfang betrieben werden. Es ist schlicht eine Lüge, dass Plastik auf klimaschonende Weise wieder in Öl verwandelt werden kann.

Und das Schlimmste: Die Chemie-Recycler behaupten immer wieder, sie wollten nur minderwertige Altplastikreste verarbeiten, die mit den klassischen mechanischen Verfahren nicht recycelt werden können. Das stimmt aber nicht. Denn auch das chemische Recycling braucht gut vorsortierte, schmutzfreie Kunststoffabfälle.

 Die Pyrolyse-Befürworter wollen sich daher wahrscheinlich über kurz oder lang auch hochwertiges, mechanisch recycelbares Altplastik unter den Nagel reißen, um winzige Öl-Mengen herauszupressen. Dieses Material fehlt dann für die echte Kreislaufwirtschaft von Plastik. Ergebnis: minimaler Materialgewinn für ein Maximum an Umweltverschmutzung und Klimabelastung. Chemisches “Recycling” ist also noch schlimmer als Verbrennung.

Wer will chemisches Pseudo-Recycling etablieren?

Große Chemiekonzerne. 💲

Wer findet chemisches “Recycling” katastrophal?

Wir. 

Und neben uns noch viele andere, die es ernsthaft gut meinen mit der Umwelt, etwa der NABU, die Deutsche Umwelthilfe, das Umweltbundesamt (UBA), das Bundesumweltministerium und viele Forschende aus aller Welt. Denn unsere Kritik ist wissenschaftlich fundiert, das zeigen zahlreiche Umweltstudien zum chemischen Recycling.

Gibt es denn nicht doch etwas Gutes am chemischen Pseudo-Recycling?

Nein. Die Chemie-Recycling-Lobby wirft ihren Kritikern gerne mangelnde Technologieoffenheit vor. Denn chemisches “Recycling” könne ja Restmüll “recyceln”, der ansonsten ohnehin nur verbrannt würde. Damit habe das Verfahren einen Platz in der Abfallhierarchie verdient.

Nun stimmt es zwar, dass es zu viel Plastikmüll gibt, der mechanisch nicht mehr recycelbar ist und nur noch für den Hochofen taugt. Aber die Lösung für diesen Müll ist NICHT der Klima-Killer chemisches “Recycling”. Die Lösung sind Industriestandards für die Produktion von hochwertigem Plastik, das im Kreislauf geführt werden kann. Und Gesetze, die diese Standards durchsetzen – ohne chemische Schlupflöcher.

Dafür muss man mechanisches Recycling nicht neu erfinden. Die Grundlagen sind mit Design für Recycling und dem Cradle-to-Cradle-Prinzip längst gelegt. Diese beiden Elemente sind die zentralen Bedingungen für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft ohne chemisches Pseudo-Recycling. Denn wirklich nachhaltige Lösungen setzen bei den Ursachen an – nicht bei den Symptomen. Das zeigt etwa unsere Rezyklat-Initiative. Hier sollte die Politik fördern und die Chemiebranche investieren, statt verstaubte Technologien aus der Schublade zu zaubern, die schon in den 90ern in die Sackgasse führten.

Recycling-Fragen, einfach erklärt

Es gibt viele Fragen zum Recycling: Wie viel Müll im Gelben Sack wird recycelt? Kann Plastik wirklich im Kreislauf geführt werden? Was ist der Unterschied zwischen Down- und Upcycling? In dieser Rubrik gehen wir auf die vielen Fragen in Social Media ein und beantworten sie kurz und verständlich. Eure Fragen könnt ihr uns bei Instagram, Facebook oder einfach per E-Mail stellen.