Kreislaufpioniere Ein Recycling-Meilenstein

Kunststoffrecycling aus dem Gelben Sack ist enorm anspruchsvoll. Werner & Mertz ist es dennoch gelungen, in seinen Frosch-Flaschen den Anteil von recyceltem PET aus der haushaltsnahen Sammlung auf 75 Prozent zu erhöhen. Im Interview erklärt Alexander Schau, Chef der Verpackungsentwicklung, wie dieser Erfolg möglich war und was er für die Zukunft des Recyclings bedeutet.

Herr Schau, Werner & Mertz hat bei den PET-Flaschen von Frosch den Anteil des recycelten Materials aus dem Gelben Sack auf 75 Prozent erhöht. Was ist das Besondere daran?

Mit der Steigerung auf 75 Prozent Recyclat beweisen wir einmal mehr, dass unser Ansatz funktioniert: Es zeigt, dass hochwertige Verpackungen aus recyceltem Kunststoff auch aus anspruchsvollen Quellen wie dem Gelben Sack möglich sind. Wir können Plastik aus Endverbrauchersammlungen als wertvollen Rohstoff aufbereiten, wiederverwenden und so im Kreislauf halten. Je mehr Altplastik wir auf diese Weise recyceln, desto weniger Neumaterial muss klimaschädlich produziert werden. Das ist ein wichtiger Schritt hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft für Kunststoffverpackungen.

Wie war diese Steigerung technologisch möglich?

Zum einen durch kontinuierliche Verbesserungen in den Sortieranlagen unseres Partners ALPLA. Dank neuester Technologien lassen sich Qualität und Reinheit des Materials immer weiter erhöhen. Neueste Software und schnellere Rechentechnik erlauben dort mittlerweile eine noch präzisere Trennung bei hoher Sortiergeschwindigkeit. Zum anderen spielt unser über Jahre erworbenes Wissen eine entscheidende Rolle. Durch regelmäßige Analysen der PET-Ballen im Recyclingwerk wissen wir genau, welche Materialien in welcher Qualität für das Recycling zur Verfügung stehen. Dieses Know-how fließt direkt in die Weiterentwicklung unserer Prozesse ein.

Wie schätzen Sie die Bedeutung dieser Innovation für die Recyclingbranche ein?

Ich denke, das ist ein starkes Signal für die gesamte Branche. Wir beweisen, dass Verpackungen auch mit sehr hohen Rezyklatanteilen in gewohnter Qualität machbar sind. Und das Wichtigste dabei ist: Wir nutzen für unsere Rezyklate gezielt eine Quelle, die unsere eigenen Flaschen enthält und die noch dazu eine eher herausfordernde Qualität hat. Die Technologien und das Wissen dafür sind vorhanden. Jetzt müssen wir als Industrie den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen, um immer mehr Kunststoffe im Kreislauf zu führen. Denn nur so werden wir die Umweltbelastung durch Plastikabfälle langfristig reduzieren.

Was sind die nächsten Schritte für Werner & Mertz beim Kunststoffrecycling?

Unser Ziel ist es, alle unsere PET-Flaschen komplett mit recyceltem Material aus dem Gelben Sack herzustellen. Nach 20, 50 und jetzt 75 Prozent Gelber-Sack-Anteil arbeiten wir bereits an der nächsten Steigerung. Parallel dazu treiben wir auch das Recycling anderer Kunststoffarten wie PE und PP weiter voran. Die Erfahrungen mit PET helfen uns dabei enorm, weil wir viele Erkenntnisse übertragen können. Stillstand wird es bei diesem wichtigen Thema mit Sicherheit nicht geben.

Herr Schau, vielen Dank für das Gespräch.

Kreislaufpioniere

In unserer Interview-Reihe „Kreislaufpioniere“ sprechen wir mit Expert*innen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft über Kreislaufwirtschaft, Recycling und verwandte Umweltthemen. Unter dem Motto „kurz und konkret“ beantworten unsere Gesprächspartner*innen drei Fragen zu ihrem Fachgebiet.