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Prof. Dr. Kerstin Kuchta ist Direktorin des Institute of Circular Resource Engineering and Management (CREM) an der Technischen Universität Hamburg. Dort forscht und lehrt sie unter anderem zu Themen wie umweltgerechter Produktentwicklung und Kreislaufschließung. Im Interview erklärt sie, was die jungen Menschen heute zu einem technischen Studium motiviert und wie Studierende für die Kreislaufwirtschaft von morgen ausgebildet werden.
Frau Prof. Kuchta, wo stehen wir derzeit beim Thema Kreislaufwirtschaft an den Universitäten?
Das Thema ist in den letzten Jahren enorm wichtig geworden. Gerade an den technischen Universitäten drängen die Studierenden immer stärker darauf, dass wir Wissen und Kompetenzen für die Kreislaufwirtschaft vermitteln. Viele kommen mit der Erwartung zu uns: Technik ja, aber bitte mit Purpose. Sie wollen lernen, wie Technologien so gestaltet werden, dass sie der Umwelt und der Gesellschaft nutzen. Das deckt sich sehr gut mit unserem Eigenanspruch als Universität: Wir wollen den Studierenden nicht nur reines Fachwissen vermitteln. Wir wollen sie auch befähigen, ihr Wissen verantwortungsvoll und im Sinne der Nachhaltigkeit einzusetzen. Der Claim unserer Universität lautet daher „Engineering to face climate change“. Denn der Klimawandel ist ohne Zweifel eine der größten ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit.
Lassen sich denn alle Studierenden für die Kreislaufwirtschaft begeistern?
Natürlich nicht alle gleichermaßen. Aber wir sehen einen klaren Trend: Immer mehr Nachwuchstalente entscheiden sich für Studiengänge, bei denen es um Green Technologies, Erneuerbare Energien oder Kreislaufwirtschaft geht. In allen Studiengängen wird gelehrt, die Auswirkungen der eigenen Arbeit zu bewerten und mitzudenken. Dabei geht es nicht nur um ökologische Aspekte, sondern eben auch um den gesamtgesellschaftlichen Nutzen. Wir wollen unsere Absolvent*innen befähigen, komplexe Systeme und Wechselwirkungen zu verstehen und deren Auswirkungen einschätzen zu können. Das betrifft etwa den Zusammenhang zwischen Wasser, Energie und Materialien.
Viele Unternehmen sind beim Thema Kreislaufwirtschaft immer noch zögerlich. Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit mit der Industrie?
Die Kooperation mit Unternehmen ist sehr wichtig. Als technische Universität haben wir zwei Anspruchsgruppen: einerseits die Studierenden, andererseits die Firmen, bei denen sie später arbeiten. In den letzten Jahren gab es immer wieder Phasen, in denen die Industrie sehr an nachhaltigen Lösungen und Kreislaufwirtschaft interessiert war. Dann haben wir tolle gemeinsame Pilotprojekte umgesetzt, die zeigen, was heute schon möglich ist. Leider ist dieses Interesse oft nicht von Dauer. Ändert sich die Unternehmenspolitik, werden die Themen wieder fallengelassen. Das ist für die Studierenden bisweilen ernüchternd. Manche gründen dann eigene Start-ups, um es besser zu machen, erfreulicherweise oft von Frauen getrieben. Hier zeigt sich sehr deutlich der Wille, selbst etwas zu verändern. Mich persönlich stimmt das sehr optimistisch.
Frau Prof. Kuchta, herzlichen Dank für das Gespräch!
Kreislaufpioniere
In unserer Interview-Reihe „Kreislaufpioniere“ sprechen wir mit Expert*innen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft über Kreislaufwirtschaft, Recycling und verwandte Umweltthemen. Unter dem Motto „kurz und konkret“ beantworten unsere Gesprächspartner*innen drei Fragen zu ihrem Fachgebiet.