Verbraucher*innen zweifeln zunehmend an den Nachhaltigkeitsbehauptungen von Unternehmen. Nicht ganz zu Unrecht, wie eine Studie zeigt. Mit strengen Regeln gegen Greenwashing will die EU das Vertrauen zurückgewinnen. Mehr
Rechtlich ist die Sache geklärt. Im Mai 2019 entschied das Stuttgarter Landgericht, dass ein Produkt nicht mit „100 % recycelt“ beworben werden darf, wenn es aus den Resten der eigenen Produktion, dem sogenannten Post-Industrial-Rezyklat, hergestellt wurde. Der Deutschen Umwelthilfe (DUH) war diese Entscheidung sogar eine eigene Pressemitteilung wert. „Verbrauchertäuschung“ und „irreführende Trickserei“ nannte die DUH die Praktik, Produktionsabfälle als Umweltschutz auszugeben. Wiederverwertetes Plastik ist also nicht gleich wiederverwertetes Plastik.
Post-Industrial- und Post-Consumer-Recycling: Wo liegt der Unterschied?
Post-Industrial-Recycling verwertet Plastikabfälle, die bei der industriellen Verarbeitung von Neuplastik anfallen. Das überschüssige, aber nach wie vor fabrikneue Material wird gesammelt, mit anderem Neuplastik vermengt und für den nächsten Produktionsgang genutzt. Die DUH wertet dieses Vorgehen nicht als Umweltschutz, sondern als Pragmatismus in der Produktion und vergleicht es mit Plätzchenbacken: Nach dem Ausstechen der Teigsterne rollt man den verbliebenen Teig erneut aus, um weitere Sterne zu stechen. Das tut man so lange, bis alle Reste aufgebraucht sind. Auf die Idee, diese Teigreste deshalb Recyclingteig zu nennen, käme wohl keiner, meint die DUH.
Das genaue Gegenteil passiert beim Post-Consumer-Recycling. Es verarbeitet Verpackungsabfälle, die vom Endverbraucher genutzt wurden und anschließend über den Gelben Sack oder den Pfandautomaten in den Recycling-Kreislauf gelangen. Werden sie nicht im Kreislauf geführt, können diese Verbraucherabfälle sehr problematisch für die Umwelt werden. Während das Aufkommen des Post-Industrial-Abfalls über die letzten Jahrzehnte kaum gestiegen ist, ist die Menge des Post-Consumer-Mülls geradezu explodiert. Noch immer steigt sie jährlich um rund viereinhalb Prozent. 60 Prozent aller Post-Consumer-Abfälle sind Verpackungsmüll.
Das ist kaum verwunderlich. Von rund 19 Millionen Tonnen Kunststoff, die jedes Jahr in Deutschland entstehen, wird ein gutes Drittel zu Verpackungen verarbeitet, die nach einmaliger Nutzung in den Müll wandern. Um den Einsatz fossiler Ressourcen zu reduzieren und Plastikmüll aus den Weltmeeren fern zu halten, sollte benutztes Verpackungsplastik unbedingt in einem geschlossenen Wertstoffkreislauf gehalten werden.
Zum Post-Consumer-Recycling zählen auch die Einweg- und Mehrwegflaschen aus PET, die Verbraucher an den Pfandautomaten abgeben. Sie werden geschreddert, gereinigt und anschließend zu neuen Flaschen oder Verpackungen verarbeitet. Die meisten plastikverarbeitenden Unternehmen nutzen dieses PET für ihre Recyclingprodukte, weil es sortenrein ist und sich leicht verarbeiten lässt.
Aufwändiger ist die Wiederverwertung von Plastikabfall aus dem Gelben Sack. Weil die Verpackungen mit anderen Plastiksorten vermischt sind, ist die Aufbereitung zu hochwertigem Recyclat etwas anspruchsvoller. Deshalb greifen viele Unternehmen lieber auf Plastikabfälle aus der eigenen Produktion zurück. Das ist kosteneffizient und lässt sich wegen der schwammigen Definitionen werbewirksam als gelungenes Recycling vermarkten.
Auch der Gesetzgeber mischt bei diesem Verwirrspiel mit und erleichtert den Unternehmen die Irreführung der Verbraucher. So legt das Verpackungsgesetz von 2019 zwar eine deutlich höhere Recyclingquote fest, macht aber noch keinen Unterschied zwischen Altplastik aus Endverbrauchermüll und leicht zu verwertenden Industrieresten.
Der Umwelt ist damit freilich nicht gedient, denn nicht Produktionsreste, sondern achtlos weggeworfene Plastikverpackungen vermüllen unsere Meere. Nur wenn wir den Konsumentenabfall aus dem Gelben Sack durch effizientes Recycling in einem geschlossenen Wertstoffkreislauf halten und immer wieder zu neuen Verpackungen verarbeiten, können wir der Vermüllung der Umwelt entgegenwirken und den Planeten nachhaltig schützen.
Dass effizientes Post-Consumer-Recycling möglich ist, beweist unser Gründungsunternehmen Werner & Mertz seit Jahren. Dank neu entwickelter Verfahren bestehen die PET-Reinigerflaschen der Marke Frosch heute zu 100 Prozent aus Altplastik. Ab 2015 konnten davon 20 Prozent mit Altplastik aus dem Gelben Sack hergestellt werden. Im Jahr 2021 gelang es Werner & Mertz sogar, den Recyclat-Anteil aus dem Gelben Sack auf 50 Prozent anzuheben. Selbst die Klappdeckelverschlüsse der Froschreiniger-Flaschen kommen aus dem Gelben Sack: Sie bestehen zu hundert Prozent aus recyceltem PP.
Seit 2016 stellt das Mainzer Unternehmen außerdem die transluzenten Flaschen der emsal Bodenpflege und der Green Care Professional Reiniger aus dem recycelten Kunststoff HDPE her, den das Unternehmen zu 100 Prozent aus dem Gelben Sack gewinnt. Seit 2019 bestehen auch die Verpackungen der Pflegeduschen von Frosch komplett aus Altplastik aus dem Gelben Sack. Ein Riesenschritt in der Kosmetikbranche.
Werner & Mertz optimiert den Einsatz von mechanisch recyceltem Kunststoff permanent und produziert Flaschen aus 100 Prozent Post-Consumer-Rezyklat. Seit Mitte 2023 stammen zwischen 75 und 100 Prozent davon aus dem Gelben Sack.
Recyclat statt Rezyklat
Wie wichtig Werner & Mertz die Unterscheidung zwischen dem Recycling der Konsumentenabfälle und dem Mogelrecycling der Produktreste ist, zeigt sich auch an anderer Stelle. Während jedes wiederverwertete Plastik für gewöhnlich unterschiedslos als Rezyklat bezeichnet wird, hat Werner & Mertz für das Produkt des Post-Consumer-Recyclings den Neubegriff Recyclat geprägt. Die Schreibweise ist bewusst an das Wort Recycling angelehnt. So will man verdeutlichen, dass nur das Recycling von Verbraucherabfällen wirklich sinnvolles Recycling ist. Der Begriff erfreut sich zunehmender Akzeptanz.
Richtig recyceln:
Für das so wichtige Post-Consumer-Recycling muss aus den Konsumentenabfällen im Gelben Sack hochwertiges Recyclat gewonnen werden. Das kann nur gelingen, wenn Verpackungsmüll sortenrein recycelt wird.
Landet etwas anderes als Verpackungsmüll im Gelben Sack oder der Gelben Tonne, erschwert das die Sortierung und damit das gesamte Recycling. Verpackungen, die aus unterschiedlichen Materialien bestehen, sollte man bereits zuhause voneinander trennen. Nur so kann jedes Material richtig gruppiert und optimal recycelt werden.
Genau hinschauen:
Wo Recycling draufsteht, muss noch lange kein sinnvolles Recycling drin sein. Wie viele Fälle zeigen, bedeutet die Behauptung „100 % recycelt“ nicht zwingend, dass der Umwelt daraus irgendein Nutzen entsteht. Deshalb ist es in der Regel lohnend, sich eingehender mit den Praktiken der Hersteller zu befassen.
Auch wenn es etwas mühsam sein kann: Nur so erfahren wir, wer sinnvolles Recycling mit dem Abfall aus dem Gelben Sack betreibt und wer lediglich seinen ganz normalen Produktionsprozess als Umweltschutz ausgibt.