Kreislaufwirtschaft wird in der universitären Ausbildung immer wichtiger. Was Studierende motiviert und wie die Zusammenarbeit mit der Industrie funktioniert, erklärt Prof. Kerstin Kuchta von der TU Hamburg. Mehr
Unser ökologischer Fußabdruck ist zu groß. Würden alle so leben wie wir Deutschen, bräuchten wir pro Jahr fast drei Erden. Deutlich erkennen lässt sich dieser Raubbau am aktuellen Wald- und Insektensterben. Die Selbstheilungskräfte der Ökosysteme reichen nicht mehr, sagt NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. Wie wir der Umwelt helfen können, erklärt er im Interview.
Herr Krüger, womit schadet der Mensch der Umwelt am meisten?
In den letzten Jahren ist viel kaputt gegangen. Das bemerken wir zum Beispiel daran, dass viele Insekten- und Vogelarten verschwinden. Aber auch das Waldsterben ist alarmierend. In den 1980ern hat man als Ursache die Schadstoffbelastung der Luft identifiziert und Katalysatoren und Filter eingeführt. Die heutigen Schäden sind ganz klar auf die Trockenheit infolge des Klimawandels zurückzuführen – und das lässt sich nicht so leicht beheben. Der menschliche Lebensstil hat die Natur an ihre Belastungsgrenzen getrieben. Ihre Selbstheilungskräfte reichen dafür nicht mehr aus. Die Ökosysteme beginnen bereits, sich fundamental zu verändern. Aber erst jetzt merken wir, welche schweren Folgen das für uns hat.
Arten- und Waldsterben sind seit Jahren Thema. Wie konnte es so weit kommen?
Wir verfügen über hochentwickelte Technologien und wissen sehr viel über die Abläufe in der Natur. Trotzdem schaffen wir es nicht, wirklich nachhaltig zu handeln. Ein großes Problem ist, dass wir den Klimawandel nur als sehr mittelbares Phänomen erleben. Es dauert oft Jahre, bis die spürbaren Folgen bei uns ankommen. Deshalb fällt es leicht, die Auswirkungen des Sojaanbaus in Südamerika zu verdrängen und weiterhin billiges Fleisch zu kaufen. Viele denken: Warum soll ich mich einschränken, wenn es sonst keiner tut? Niemand möchte all seine Gewohnheiten ändern. Zudem kann sich nicht jeder nachhaltige Produkte leisten. Deshalb stellen wir uns als Nabu regelmäßig die Frage: Wieviel können wir den Verbraucher*innen überhaupt aufbürden?
Ist es in Ordnung, ökologisches Handeln auf die Endverbraucher*innen abzuwälzen?
Der NABU sieht das kritisch. Die Konsument*innen haben zwar großen Einfluss durch ihr Kaufverhalten, aber es sollten nicht sie sein, die immer die richtige Entscheidung treffen müssen. Wir fordern, dass die Politik endlich einen Rahmen für nachhaltiges Verhalten schafft. Die unsinnigsten und umweltschädlichsten Produkte sollten verboten werden. Zudem sollten Produktpreise die Umweltschädlichkeit der Herstellung abbilden: Je schlechter die Umweltbilanz, desto teurer. So vereinfacht es die Politik den Verbraucher*innen, nachhaltige Entscheidungen zu fällen. Wir haben noch eine Chance, unsere Umwelt zu retten. Aber dafür müssen wir handeln, und zwar jetzt.
Beim Talk auf der roten Couch sprechen NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger und Frosch-Chef Reinhard Schneider über globale Umweltkrisen und den Nutzen der Kreislaufwirtschaft.
Kreislaufpioniere
In unserer Interview-Reihe „Kreislaufpioniere“ sprechen wir mit Expert*innen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft über Kreislaufwirtschaft, Recycling und verwandte Umweltthemen. Unter dem Motto „kurz und konkret“ beantworten unsere Gesprächspartner*innen drei Fragen zu ihrem Fachgebiet.