Kreislaufwirtschaft wird in der universitären Ausbildung immer wichtiger. Was Studierende motiviert und wie die Zusammenarbeit mit der Industrie funktioniert, erklärt Prof. Kerstin Kuchta von der TU Hamburg. Mehr
Allein 2020 wurden Regenwaldflächen von der Größe der Niederlande gerodet. Auch auf der indonesischen Insel Borneo müssen intakte Wälder großen Palmölplantagen weichen. Darunter leiden vor allem die heimischen Orang Utans. Viele Konzerne unterstützen deshalb Aufforstungsprojekte. Ob die Umwelt davon wirklich profitiert, erklärt Daniel Merdes, Geschäftsführer von Borneo Orangutan Survival (BOS) im Interview.
Herr Merdes, wie geht es dem Regenwald auf Borneo?
Leider überhaupt nicht gut. Wie weit die Zerstörung schon fortgeschritten ist, sieht man bereits vom Flugzeug aus. Auf den ersten Blick scheint zwar alles grün zu sein, bei genauerem Hinschauen wird aber klar, dass das meiste davon riesige Palmölplantagen sind. Vom ursprünglichen Regenwald ist nicht mehr viel übrig. Das hat verheerende Folgen. Zum einen für den Lebensraum der heimischen Orang Utans, zum anderen für das Klima. Denn intakte Wälder speichern viel mehr CO2 als Monokulturen.
Was lässt sich gegen die Vernichtung der Wälder unternehmen?
Wir müssen so viel Waldfläche wie möglich wiederherstellen. Aktuell springen viele Unternehmen auf den Trend auf, weltweit Aufforstungsprojekte zu unterstützen und die eigenen Produkte anschließend als klimaneutral zu deklarieren. Das kommt bei Verbrauchern gut an, nutzt dem Klima aber fast nichts. Denn die Baumsetzlinge werden oft günstig gekauft, in die Erde gesteckt – und niemand kümmert sich mehr darum. Etwa 90 Prozent der neuen Bäume schaffen es daher nicht durch die ersten drei Jahre. Trotzdem brüsten sich die Konzerne mit ihren Baumspenden. Spenden ist eben einfacher, als wirklich zu handeln.
Ist Aufforstung dann überhaupt der richtige Weg für die Klimarettung?
Aufforstung ist ein richtiger und wichtiger Schritt. Aber einfach irgendwie Bäume zu pflanzen reicht nicht. Bei Borneo Orangutan Survival arbeiten wir mit der lokalen Bevölkerung zusammen, um die jungen Bäumchen zu bewässern und vor Schädlingen zu schützen. So schaffen es 90 Prozent zum ausgewachsenen Baum. Aufforstung löst aber nicht alle Probleme. Beim Umweltschutz sollte es nicht nur um CO2 gehen, sondern um Artenvielfalt. Wir müssen anfangen, Tieren und Pflanzen in freier Wildbahn einen Wert beizumessen – denn wir sollten sie nicht nur aus moralischen Gründen schützen, sondern auch um unser Klima zu retten und unsere Zukunft zu sichern.
Beim Talk auf der roten Couch spricht Daniel Merdes mit Frosch-Chef Reinhard Schneider über die Regenwaldrodungen auf Borneo, Artenvielfalt und wie Aufforstung dem Klima hilft.
Kreislaufpioniere
In unserer Interview-Reihe „Kreislaufpioniere“ sprechen wir mit Expert*innen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft über Kreislaufwirtschaft, Recycling und verwandte Umweltthemen. Unter dem Motto „kurz und konkret“ beantworten unsere Gesprächspartner*innen drei Fragen zu ihrem Fachgebiet.