Kreislaufwirtschaft wird in der universitären Ausbildung immer wichtiger. Was Studierende motiviert und wie die Zusammenarbeit mit der Industrie funktioniert, erklärt Prof. Kerstin Kuchta von der TU Hamburg. Mehr
Verbraucher*innen verlieren mehr und mehr das Vertrauen in die Nachhaltigkeit von Produkten. Schuld daran ist für Hannes Jaenicke vor allem das allgegenwärtige Greenwashing. Im Interview erklärt der Schauspieler und engagierte Umweltschützer, warum Firmen oft nur an Profit denken und was die Politik gegen die Grünfärberei in der Werbung tun sollte.
Herr Jaenicke, warum engagieren sich so wenige Firmen ernsthaft für die Umwelt?
Viele Unternehmen sind börsennotiert und orientieren sich primär am Finanzmarkt, wo vor allem Profit und kurzfristiges Wachstum zählen. Klima- und Umweltschutz sind dagegen häufig mit langfristigen Investitionen verbunden, etwa in neue Produktionsanlagen. Und die werfen meist nicht sofort Gewinne ab. Eine wichtige Rolle spielt auch das klassische Karrieredenken in vielen Unternehmen. Ein CEO, der nur fünf Jahre im Amt ist, will in dieser Zeit möglichst viel Gewinn erwirtschaften, um anschließend den nächsten Spitzenposten zu ergattern. Zudem sind Managergehälter nicht selten an den Börsenkurs der Firma geknüpft. Daher lautet das alleinige Ziel vieler Akteure: Der Kurs muss weiter steigen.
Warum fällt es vielen Endverbraucher*innen so schwer, nachhaltiger zu leben?
Nachhaltig leben ist leider immer noch viel teurer, als es nicht zu tun. Erschwerend kommt hinzu, dass viele das Vertrauen in die Unternehmen verloren haben. Das ist auch kein Wunder, denn Firmen dürfen uns quasi alles vorgaukeln, Greenwashing ist legal. Man muss sich doch nur mal die heutige Werbung ansehen: Fast jedes Produkt wird uns als nachhaltig und gesund angepriesen. Das kann doch kein Mensch mehr glauben. Wie der ökologische Fußabdruck eines Produktes wirklich aussieht, müssen wir dann selbst herausfinden. Die meisten Leute haben aber keine Zeit, stundenlang das Internet nach Klimabilanzen zu durchforsten.
Was kann der Gesetzgeber tun?
Wenn wir nachhaltiger einkaufen sollen, muss uns die Politik klare Entscheidungshilfen an die Hand geben. Das fängt damit an, Greenwashing endlich zu verbieten. Die Regierung sollte außerdem an der Steuerschraube drehen, um nachhaltiges Handeln zu belohnen und klimaschädliche Produkte spürbar zu verteuern. Das gilt vor allem bei Plastik: Wir müssen Neu- und Einwegkunststoffe höher besteuern und gleichzeitig den Einsatz von Recyclingmaterial fördern. Umweltschutz und Nachhaltigkeit müssen sich rechnen, für uns ebenso wie für die Unternehmen.
Beim Talk auf der roten Couch sprechen Schauspieler Hannes Jaenicke und Frosch-Chef Reinhard Schneider darüber, warum sich Unternehmen und Konsumenten mit Nachhaltigkeit so schwertun.
Kreislaufpioniere
In unserer Interview-Reihe „Kreislaufpioniere“ sprechen wir mit Expert*innen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft über Kreislaufwirtschaft, Recycling und verwandte Umweltthemen. Unter dem Motto „kurz und konkret“ beantworten unsere Gesprächspartner*innen drei Fragen zu ihrem Fachgebiet.