Die Suche nach den Wertstoff-Champions

Der Initiative Frosch-Recycling-Check bewertet, ob Aktivitäten nur gut aussehen, oder ob sie auch wirklich helfen, Plastik im Wertstoffkreislauf zu halten.

München Wertstoffinseln erschweren Recycling

Vorschriftsmäßig seinen Verpackungsmüll zu trennen, ist in München nicht leicht. Während die Menschen in den meisten deutschen Städten und Gemeinden einfach den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne vor die Tür stellen können, setzt die bayerische Landeshauptstadt lieber auf Wertstoffinseln im öffentlichen Raum. Wer also seine Plastikverpackungen entsorgen will, muss sie zum nächstbesten Container schleppen.

Dass die Münchnerinnen und Münchner teils weite Wege auf sich nehmen sollen, um ihren Plastikmüll dem Recyclingsystem zuzuführen, begründet die Stadt unter anderem mit Klimaschutz: Wenn man Gelbe Tonnen und Gelbe Säcke abholen lasse, müssten deutlich mehr Lkw durch die Stadt fahren. Wertstoffinseln gebe es rund 1.000, Säcke oder Tonnen müssten an mehr als 100.000 Orten abgeholt werden, so das Münchner Kommunalreferat.

München: Weniger Recycling als im Rest von Bayern 

Darüber hinaus verleite das Sammeln der Wertstoffe über den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne zum Schummeln, meint Günther Langer vom Abfallwirtschaftsbetrieb München. Weil die Abholung des Verpackungsmülls kostenlos sei, die Entsorgung des Restmülls hingegen Geld koste, würden viele Leute ihren Restmüll einfach in die Gelben Tonnen schmeißen.

Für die Kreislaufwirtschaft ist diese Bedenkenträgerei verheerend. Weil vielen der Weg zur Wertstoffinsel zu weit ist, recycelt München deutlich weniger Plastik als in Bayern üblich. Während die Recyclingunternehmen im restlichen Bundesland durchschnittlich mehr als 20 Kilo Plastik pro Kopf einsammeln, sind es in München gerade mal fünf. 

Den eigenen Einwohnerinnen und Einwohnern das Recycling von Plastikabfall derart zu erschweren, macht München für uns zu einem echten Greenwasher!

Update März 2022

Zwei Jahre ist es her, dass wir die Stadt München einem Recycling-Check unterzogen haben. Geändert hat sich seither wenig: Noch immer setzt die bayerische Landeshauptstadt auf Wertstoffinseln und bremst damit die Kreislaufwirtschaft aus. 2020 wurden laut der Abfallwirtschaftsbetriebe München (AWM) sechs Kilo Leichtverpackungen pro Kopf eingesammelt. Andere Städte erreichen bis zu 30 kg.

Immerhin: Es tut sich was.

Eine Petition der Doktorandin Tamara Ehm mit rund 8000 Unterschriften brachte die Stadt München dazu, ihre Recycling-Politik zu überdenken. Die AWM sollen zunächst das aktuelle Wertstoffinselsystem bis 2023 “optimiert fortsetzen”.

Für den Zeitraum zwischen 2024 und 2026 ist dann ein Pilotversuch mit dem Gelben Sack und der Gelben Tonne möglich. Die AWM arbeitet gerade auf Grundlage des neuen Kreislaufwirtschaftsgesetzes an einem entsprechenden Konzept.

Wir begrüßen diesen ersten Schritt – auch wenn es für uns natürlich deutlich schneller gehen dürfte. In zwei Jahren klopfen wir wieder an. Bis dahin ändern wir unser Recycling-Check-Urteil: Da München einzulenken scheint, machen wir die Stadt vom “Greenwasher” zum “Sitzenbleiber”. Es ist noch viel Luft nach oben, aber wenigstens geht es langsam aufwärts.

Sitzenbleiber

Aufmerksamkeit: Hoch

  • Immer wieder kritisieren regionale und überregionale Medien die nachlässige Recyclingpolitik in München. Dennoch hält die Stadt beharrlich an den Wertstoffinseln fest.
  • Durch Überfüllung verschandeln viele  Wertstoffinseln das Münchener Stadtbild. Weil die Stadt den Recyclingfirmen zu wenige Stellflächen für weitere Behälter vermietet, quillt regelmäßig der Müll aus den vorhandenen Containern.

Nutzen: Gering

  • Wenn die Wertstoffinsel weit weg ist, landen viele Plastikverpackungen im Restmüll, der auf direktem Weg in die Müllverbrennungsanlage wandert. So gehen tausende Tonnen wertvolles Material verloren.
  • Durch die Nachlässigkeit beim Recycling kommt München nicht mal in die Nähe der gesetzlich vorgeschriebenen Recyclingquote von 58,5 Prozent.
  • Immerhin: Für den Zeitraum zwischen 2024 und 2026 will München Gelben Sack und Gelbe Tonne testen. Ein kleiner Anfang.