Die Suche nach den Wertstoff-Champions

Der Initiative Frosch-Recycling-Check bewertet, ob Aktivitäten nur gut aussehen, oder ob sie auch wirklich helfen, Plastik im Wertstoffkreislauf zu halten.

Haribo Haribo Minis - Doppelter Plastikwahnsinn

„Haribo macht Kinder froh – und Erwachsene ebenso“. We doubt it. Die Umwelt jedenfalls freut sich nicht über die bunten Fruchtbärchen aus tierischer Gelatine. Naja, die Gummibärchen an sich sind der Natur vielleicht noch ziemlich egal. Die Verpackung, in der sie verkauft werden, aber ganz und gar nicht. 

Nicht umsonst waren die Goldbären-Tütchen 2019 in der engsten Auswahl für den von der Deutschen Umwelthilfe ausgerufenen Negativ-Preis „Goldener Geier“. Er wurde für die unsinnigsten Plastikverpackungen verliehen. Die Haribo-Minis sind da natürlich die Idealbesetzung: Plastik eingepackt in Plastik – das macht 12 Gramm bei 250 Gramm Gummibärchen. Da müssen wir ganz schön schlucken – beziehungsweise in dem Fall lieber nicht.

Seit Jahrzehnten kommen die Süßigkeiten aus Bonn in der Plastikverpackung. Aber der doppelte Plastikwahnsinn der Mini-Variante lässt einen wirklich ratlos zurück. Öffentlich positioniert sich Haribo-Deutschland kaum zu den Themen Nachhaltigkeit oder Umweltschutz. Nur wenn der Druck zu groß wird, äußert sich das Unternehmen mit Stellungnahmen. Die Argumentation ist 2020 auf unsere Nachfrage die gleiche wie 2016 in einer Stellungnahme: In erster Linie kommt Haribo mit den Verpackungen den Wünschen der Kunden und den Anforderungen an Hygiene, Frische und Haltbarkeit für Lebensmittelverpackungen nach. Unterm Strich gilt heute nach wie vor:

„Angesichts dieser Anforderungen und unseren hohen Haribo Qualitätsmaßstäben gibt es aktuell noch keine sinnvoll umsetzbare Alternative zu unseren Produktverpackungen.“

Schade, denn bereits 2016 arbeitete man Haribo zufolge zukunftsgerichtet an Verbesserungspotenzialen und „Lösungsansätzen“. Damals wie heute will man „proaktiv informieren“, wenn diese gefunden sind. Fairerweise muss man sagen, dass auch der Konkurrent Katjes aus ähnlichen Gründen bei der Plastikverpackung bleibt – hier wird allerdings heute schon proaktiv über Umweltschutz an anderen Stellen informiert. Auf Doppelplastik verzichtet man dort.

Gerade als Marktführer im Fruchtgummisegment sollte Haribo seine Reichweite nutzen und mit Vorbildcharakter vorangehen. Genau hier sollten doch genügend Ressourcen für Forschung und Entwicklung vorhanden sein, damit eine praktikable Verpackungsalternative gefunden oder die Recyclingfähigkeit der Verpackung erhöht wird. Ausgerechnet bei einem Produkt mit der Zielgruppe Kinder muss mehr drin sein!

Liebes Haribo-Deutschland-Team: Euren Verpackungsmüll finden wir so gar nicht süß und ihr nutzt eure starke Position scheinbar nicht einmal dafür, euch öffentlich für die Umwelt einzusetzen oder nach besseren Lösungen zu suchen. Das macht euch für uns zum echten Sitzenbleiber.

Sitzenbleiber

Aufmerksamkeit: Gering

  • Zwar verfügt Haribo als Marktführer über eine große Reichweite, diese nutzt das Unternehmen aber nicht, um sich für die Umwelt stark zu machen.
  • Haribo macht lediglich Negativ-Schlagzeilen bei den Themen Nachhaltigkeit und Verantwortung.

Nutzen: Gering

  • Plastik in Plastik eingepackt und das auch noch bei einem Produkt für die Zielgruppe Kinder, das geht gar nicht und ist nicht zeitgemäß.
  • In der Unternehmenskommunikation von Haribo gibt es kaum einen Hinweis darauf, dass der Fruchtgummihersteller irgendetwas zur Erhaltung der Umwelt tut. Auf Nachfrage wird die Bedeutung des Themas zwar anerkannt und Besserung gelobt, es bleibt aber bei schwammigen Lippenbekenntnissen. Schade.