Eure Fragen, einfach erklärt Warum wird so viel Plastikmüll verbrannt?

Plastikmüll wird oft verbrannt, statt recycelt. Woran liegt das? Eine einfache Frage – mit vielschichtigen Antworten.

“Warum wird Plastikmüll öfter verbrannt als recycelt?”

Plastikmüllverbrennung in Deutschland - die Daten

Laut der Studie “Stoffstrombild Kunststoffe” fielen im Jahr 2021 in Deutschland 5,7 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle an. Ganze 53 Prozent davon, also rund drei Millionen Tonnen, wurden verbrannt. Das ist sogar noch schlechter als 2019: Damals lag die Verbrennungsquote noch knapp unter 50 Prozent. 

Weitere 46 Prozent wurden der Studie zufolge dem Recycling zugeführt. Leider ist “dem Recycling zugeführt” nicht gleichbedeutend mit Recycling: Von hier aus kann der Müll zum Beispiel für Downcycling-Produkte verkauft oder ins Ausland verschifft werden. Aber das ist ein anderes Thema.

Dass so viel Müll verbrannt wird, lässt sich aus drei Perspektiven betrachten: der Verwertungsperspektive, der organisatorischen Perspektive und der ökonomischen Perspektive. Wir beschreiben die Situation aus deutscher Sicht, aber sie ist in vielen anderen Ländern ähnlich.

Die Verwertungsperspektive

Viele Kunststoffarten können nicht wiederverwendet oder recycelt werden und sind daher für die werkstoffliche Verwertung ungeeignet. In Europa und in Deutschland kommt jedoch mit den neuen Regelungen zu Mindestrecyclingmengen und der Recycelbarkeit von Verpackungen etwas Bewegung in die Kreislaufwirtschaft. Sie könnte aber noch viel schneller in Gang kommen, wenn sich die Unternehmen an ökologisch wertvollen Prinzipien wie Design für Recycling orientieren würden.

Die organisatorische Perspektive

Wie trennen und verwerten wir Abfälle? Diese Frage ist in Deutschland mit dem Dualen System gut gelöst. Natürlich kann es an vielen Stellen noch besser werden. Die Fehlwurfquoten sind immer noch zu hoch, Aufklärung ist also weiter nötig. Denn laut Umweltbundesamt könnten zwei Drittel der Abfälle im Restmüll eigentlich getrennt gesammelt und recycelt werden: Verbraucher*innen müssen den Sinn von Recycling erkennen, damit sie besser trennen.

Daher brauchen wir eine bessere Vorsortierung und mechanische Recyclinginnovationen für effizientes Recycling auch bei schwierigen Stoffen. Gelber Sack und Gelbe Tonne müssen flächendeckend verfügbar sein. Es kann nicht sein, dass sich etwa eine Großstadt wie München mit Wertstoffinseln gegen das Kunststoffrecycling stemmt (aber auch da tut sich was). Illegale Müllkippen und Müllverbrennungen gibt es leider immer noch, aber das ist die Ausnahme und zudem eine Straftat.

Die Entsorgungssysteme sind in vielen Ländern sehr unterschiedlich. Deshalb arbeiten wir gerade an einer Übersicht für Europa – stay tuned. In einigen Ländern gibt es leider noch kein geregeltes Entsorgungssystem. Hier können Initiativen wie Social Plastic eine gute Übergangslösung sein.

Die wirtschaftliche Perspektive

Hier müsst ihr besonders tapfer sein: Müllverbrennung ist ein staatlich subventioniertes, lukratives Milliardengeschäft. Für jede Tonne verbrannten Restmülls kassieren die Anlagenbetreiber bis zu 150 Euro von den Müllabfuhren. Gleichzeitig verkaufen sie die bei der Verbrennung erzeugte Energie teuer weiter, obwohl Recycling nachweislich viel energieeffizienter ist.

Mit dieser Doppelvermarktung erwirtschaften die rund 100 Kraftwerke in Deutschland Milliardenumsätze. Zum Teil importieren sie Müll aus dem Ausland, um die Anlagen auszulasten und Gewinne zu maximieren. Allein die deutsche Müllverbrennung soll rund 20 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr produzieren. 

Und: Je mehr Plastik verbrannt wird, desto mehr neues Plastik entsteht, das nach wissenschaftlichen Erkenntnissen der schlimmste CO₂-Verursacher überhaupt ist.

Um den Verbrennungswahn zu beenden, müssen wir dringend Gesetzeslücken schließen, Umwelt- und Klimaschutz wirtschaftlich attraktiv machen und unseren Müll besser trennen. Grüner Lichtblick: Wirtschaftsminister Habeck will Müllverbrennungsanlagen in den nationalen Emissionshandel einbeziehen.

Hier ein lesenswerter Artikel zum Thema “Burn-Business” von Erich Schweitzer, ehemaliger Geschäftsführer des Recyclingunternehmens Alba.

Tipp: Design für Recycling

Was hat es mit Design für Recycling auf sich? Und woran erkennt man recyclingfreundliche Verpackungen?

Recycling-Fragen, einfach erklärt

Es gibt viele Fragen zum Recycling: Wie viel Müll im Gelben Sack wird recycelt? Kann Plastik wirklich im Kreislauf geführt werden? Was ist der Unterschied zwischen Down- und Upcycling? In dieser Rubrik gehen wir auf die vielen Fragen in Social Media ein und beantworten sie kurz und verständlich. Eure Fragen könnt ihr uns bei Instagram, Facebook oder einfach per E-Mail stellen.