Die Suche nach den Wertstoff-Champions

Der Initiative Frosch-Recycling-Check bewertet, ob Aktivitäten nur gut aussehen, oder ob sie auch wirklich helfen, Plastik im Wertstoffkreislauf zu halten.

Coca-Cola Flaschen aus Meeresplastik? Nein, danke!

Die erste lebensmittelechte PET-Flasche aus recyceltem Meeresplastik? Was der Getränkehersteller Coca-Cola der Öffentlichkeit als neueste Recyclingsensation präsentiert, klingt wie der wahrgewordene Traum vieler Umweltschützer. Nach kurzer Recherche stellt man allerdings fest, dass es leider tatsächlich nur genau das ist: ein Wunschtraum.

Ist Plastik längere Zeit der Witterung in freier Natur ausgesetzt, nimmt die Materialqualität so stark ab, dass es sich nicht mehr recyceln lässt. Dass Coca-Cola es dank neuester Technologie trotzdem geschafft haben will, hat einen einfachen, aber leider fatalen Grund: Was uns der Getränkemulti hier offiziell als „verbesserte Recycling-Methode” (im Original: „Enhanced Recycling”) verkauft, ist nichts anderes als das altbekannte chemische Recycling, bei dem Altplastik durch extrem hohen Energieaufwand und giftige Chemikalien in Öl zurückverwandelt wird. Was den Nutzen für die Umwelt angeht, stellt das deutsche Umweltbundesamt das chemische Recycling auf eine Stufe mit dem Verbrennen von Plastikmüll. 

Da kann man fast schon von Glück reden, dass lediglich 20 bis 25 Prozent der Meeresflaschen aus diesem chemisch recycelten Material bestehen. Außerdem wird es hoffentlich bei den 300 bislang hergestellten Musterexemplaren bleiben. Von einer wirklichen Serienfertigung ist bei Coca-Cola nämlich nicht die Rede. Das Ganze sollte offenbar nie mehr sein als ein grüner PR-Stunt. 

Plastik aus dem Meer fern zu halten, ist immer eine gute Idee. Dafür Flaschen an Stränden einzusammeln, bekämpft aber lediglich Symptome und lenkt von den eigentlichen Ursachen ab. Das ist sicher nicht ganz unbeabsichtigt, denn eine dieser Ursachen heißt: Coca-Cola. Ein 2019 veröffentlichter Bericht der Initiative „Break Free From Plastic” berichtet von 484 Müllsammelaktionen in über 50 Ländern und identifiziert den Getränkekonzern ganz klar als einen der Hauptverursacher der weltweiten Plastikverschmutzung. Pompöse Marketingaktionen ändern daran rein gar nichts. 

Fazit: Coca-Cola veranstaltet viel Getöse um wenig Nachhaltigkeit. Für seine Meeresflaschen nutzt der Konzern eine Recycling-Methode, die so zweifelhaft ist, dass er sie nicht mal offen benennen möchte. Stattdessen schlägt das Marketing rhetorischen Haken und hantiert mit selbst erfundenen Begriffen wie „Enhanced Recycling”. Das macht den Getränkemulti nicht nur zu einem gewöhnlichen, sondern sogar zu einem doppelten: Greenwasher.

Greenwasher

Aufmerksamkeit: Hoch

  • Coca-Cola ist ein weltweit bekannter Konzern, der seine „Meeresflaschen” in sozialen Medien und aufwendigen Kampagnen als Werbung nutzt.
  • Verschiedene Aktionen des Konzerns, wie „World without Waste“, die Teilnahme an Projekten wie DEMETO oder die Zusammenarbeit mit Recyclingunternehmen suggerieren eine Nachhaltigkeit, die in Wahrheit noch nicht gegeben ist.

Nutzen: Keiner

  • Coca-Cola setzt sich ambitionierte Ziele, die den Verbrauch von Plastik reduzieren und den Recyclinganteil der eigenen Plastikflaschen erhöhen sollen: Bis 2030 soll für jede verkaufte Flasche oder Dose eine alte in den Wertstoffkreislauf zurückgenommen werden. Aber: Wenn dabei chemisches Recycling zum Einsatz kommt, schadet es der Umwelt mehr als es nutzt.
  • Das Sammeln und Recyceln von Strandplastik lenkt lediglich von den Ursachen der Meeresvermüllung ab. Publikumswirksam arbeitet sich Coca-Cola an Symptomen ab. An den eigentlichen Problemen ändert sich nichts.